75 aus 2012 (Teil 5)

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Platz 30
Alcest - Les Voyages De L'Âme

Nicht nur im Punk wurde viel meiner härteren Lieblings-Gitarrenmusik dieses Jahr von einem gewissen Grundrauschen durchzogen. Bei Alcests Metalgaze ist derartig texturiertes gewiss zu erwarten, doch injiziert dessen Permanenz ein zusätzliches Gefühl von getragener Weite in Songs, die ohnehin grandioser dimensioniert wirken und ein zuletzt vermisstes Melodiegespür mit schwarzer Rauheit zu betörenden Kompositionen verbinden.

[Spotify] Alcest - Les Voyages De L'Âme

Platz 29
Lindstrøm - Smalhans

Zwei Alben brachte Lindstrøm 2012 heraus und zeigte dabei endlich, wie man nicht alle seine Musik grundsätzlich mögen müssen kann. Six Cups Of Rebel schien nicht nur in seiner Rundgren-Überdrehtheit, sondern auch im Albumtitel und -Artwork gegen Lindstrøms eingängige Linie zu rebellieren, die er mit Smalhans' Gesichtsporträt-Cover wieder aufgriff. Vor allem musikalisch, wo er aus sich emporschraubenden Harmoniespiralen eine magische halbe Stunde Space-Disco-Party herbeizauberte.

[Stream] Lindstrøm - Smalhans

Platz 28
Nü Sensae - Sundowning

Sundowning könnte eine Werbe-CD für die Wichtigkeit von Gitarren sein, so gewaltig der Qualitätssprung, den das Bass-Schlagzeug-Duo mit der Erweiterung zum Trio vollzog. Doch Nü Sensaes Noise-Punk glänzt auch dort, wo seine Dynamiken noch bassfokussierter oder atmosphärisch reduziert sind, in immer wieder anderen Songformaten und -tempi bleibt Sundowning auch über mehr als eine halbe Stunde mitreißend in seiner geschlossenen Stärke.

[Stream] Nü Sensae - Sundowning

Platz 27
Xiu Xiu - Always

Nach dem merkwürdig gräulich-stumpfen Dear God, I Hate Myself, das ich als erstes Xiu-Xiu-Album seit so einiger Zeit ausließ, erwies sich Always nicht nur als erfreulich revitalisiert, sondern könnte mit der Zeit sogar zu einem meiner ganz großen Stewart-Favoriten avancieren. Einerseits ist die Songqualität da, aber wenn man darum weiß wird auch der kreative Zwist spürbar, der die Zusammenarbeit mit dem nicht minder dickköpfigen Zac Pennington vor allem auf dessen Songs in der Albummitte in Parenthetical-Richtung schwingt, sich aber letztlich als so groß erwies, dass diese Inkarnation der Band nicht einmal bis zur Albumveröffentlichung anhielt.

[Stream] Xiu Xiu - Always

Platz 26
Xinlisupreme - 4 Bombs

Mir fällt gerade erst auf, dass ich die Musik dieser EP größtenteils schon vor zwei jahren gejahresendlistet hatte - doch da das Songpaket seitdem mit dem Niedergang von Megaupload im digitalen Nirvana verschwand, zählt das hier allemal als offiziellere Wiederveröffentlichung. Und ohnehin wirkt Xinlisupremes Noise-Pop, der himmlisch schöne Musik in gnadenloser digitaler Übersteuerung verfremdet, unvergänglich wie ein futuristischer Androidentraum unter Hochspannung.

[Spotify] Xinlisupreme - 4 Bombs

Platz 25
Katy B - Danger

Kurz vor Schluss brachte Katy B im Duett mit Jessie Ware nochmal so eben einen der besten Popsongs des Jahres heraus. Damit nicht genug, kam dieser im Paket mit dem nicht minder großartigen Got Paid, das endgültig an die Überdrehtheit von Yeahss Crass Version erinnert, wenn Wiley in vollem Koffeinrausch über den Beat herfällt. Selbst die mäßige Ke$ha-Imitation Iggy Azaleas kann Light As A Feather nicht nach unten ziehen, wobei das Titelstück noch ein deutlich stärkeres Argument dafür macht, dass sich die stimmsouveräne Katy B mit ihrem nächstes Album einen Schritt außerhalb des Rinse-Produzentenkreises erlauben kann.

[Stream/Download] Katy B - Danger

Platz 24
Superstorms - Superstorms

Ich werd nie verstehen, warum jemand Musik als ein ununterbrochenes Stück arrangieren und tonträgermäßig dann nur auf Vinyl veröffentlichen würde - aber das tut der besonderen Wirkung von Superstorms' Noise-Ambient nun keinen Abbruch, denn die tritt vor allem auf der zweiten Seite zu Tage. Dort lichten sich die voluminösen Diginoise-Texturen, so dass man nur der Sanftheit einer Akustikgitarre lauscht - bis sie wieder von Lärm überflutet wird. Isoliert betrachtet ist es vielleicht kein so spektakulärer Moment, doch zusammen mit all dem, was ihm vorher ging, erscheint er phänomenal.

[Stream] Superstorms - Superstorms

Platz 23
Young Smoke - Space Zone

Young Smokes Debütalbum ist vielleicht das erste Footwork-Werk, das sich insbesondere durch Sounddesign distinguiert. Angeblich ohne Fremdsamples konstruierte der junge Produzent hierfür seine Sci-Fi-Soundästhetik, die in der zweiten Hälfte von Flipperautomaten-Sounds mit Vocals auch ein Stück in Richtung 70er/80er Space-Disco rückt. Wohlgemerkt wäre dieses ästhetische High Concept alleine nichts, würde Young Smoke es nicht in durchgängig starkes Perkussionsgetitsche einbetten - dessen Qualität zeigt sich schnell im Vergleich mit dem halben Dutzend Alben und EPs, die er seitdem (also die letzten 3 Monate) rausgehauen hat.

[Deezer] Young Smoke - Space Zone

Platz 22
T-ara - T-ara's Best of Best 2009-2012: Korean ver.

Den absoluten Irrsinn, der sich um T-ara abgespielt hat anzureißen, würde etwa so viel Platz einnehmen wie diese gesamte Liste. Kurz gesagt schwangen sie sich Mitte 2011 mit Roly Poly von der maximal zweiten K-Pop-Garde für fast genau ein Jahr an die Spitze des Girl-Group-Throns. Eine exzellente Singles-Gruppe waren sie aber schon vor ihrer Erfolgsserie, was eben nur eine Singles-Compilation nahezu ausfallfrei dokumentieren kann - allein die unnötigen Remixe und den schaurigen Fußball-WM-Song sollte man durch die neuere Single Sexy Love ersetzen, schon hat man eines der besten K-Pop-Alben aller Zeiten.

[Youtube-Playlist] T-ara - T-ara's Best of Best 2009-2012: Korean ver.

Platz 21
Voices From The Lake - Voices From The Lake (CD-Version)

Wahrscheinlich könnte ich zu mehreren Alben Versionshinweise respektive ihres Trägermediums geben (in der Regel hole ich mir die längere, wenn es Unterschiede zwischen Vinyl und CD gibt, vor allem aber die, die einem geschlossenen Album am nächsten kommt). Gerade in Richtung Techno gibt es dort oft signifikante Unterschiede, so auch hier, wo ich die Vinyl-Umordnung nicht nachvollziehen kann: Dieser göttliche Ohrenöffner-Moment, wenn nach atmosphärischem Ambiente-Aufbau irgendwann diese bescheidene Melodie mit immenser Wirkung einsetzt, bleibt mir dort verwehrt.

[Albumsampler] Voices From The Lake - Voices From The Lake