75 aus 2012 (Teil 3)
Von Uli am 27. Dezember 2012, 20:12
(Teil 1) (Teil 2) (Teil 4) (Teil 5) (Teil 6) (Teil 7)
Platz 50
Lovelock - Burning Feeling
Keine Angst vor Käse! Steve Moore ist nicht der einzige, der mit geschmäcklerisch verrufenen Disco-Sounds der 80er hantiert, aber zwischen Hi-NRG-Kloppern und New-Age-Ambience spannt er eine nur schwer nachahmbare Variationsbreite. Dabei mag Burning Feeling Stück für Stück nicht viel besser sein als die auch prima letztjährigen Werke von Holy Ghost! und Wolfram, ist aber eben nicht so eintönig wie Ersteres und nicht so frontlastig wie Letzteres, hebt sich vielmehr den größten Klopper für kurz vor Schluss auf.
[Stream] Lovelock - Burning Feeling
Platz 49
Finally Boys - Feelings
Als geschmolzen verbalisiertes "Temptation" tropft pures Verlangen durch Ascending Temple - eine der wenigen Stellen, in denen menschliche Stimmen nicht bloß als wortlose Instrumente fungieren. Doch was dieser Digi-Pop vor allem zeigen will, ist dass sich Emotionen ebensogut mit gleißenden Synthschüben evozieren und ausdrücken lassen: Wenige Momente waren dieses Jahr so aufregend wie jener, wo die flittrigen Snare-Ticker in Contact den Hypergang einlegen und eine Stimm-Synthflut sondergleichen lostreten.
[Stream] Finally Boys - Feelings
Platz 48
Bitch Prefect - Big Time
Mein Problem mit C86-angefixtem Sound, wie er den jüngeren US-Indierock momentan dominiert, ist ja vor allem ein Ästhetisches, vor allem weil damit über Albumlänge schnell Abnutzungserscheinungen auftreten. Wenn man sein Musikhören nun allein nach textlicher Gegenwarts-Relevanz, nach Songs, die nicht nur über Brooklyn-Befindlichkeitsfixierung künden richtete (und wie langwielig müsste eine solche Plattensammlung sein), wäre man aber auch darin mit Australien derzeit besser beraten. Hier echot die Rezession nicht nur in schnoddrigem Sound, sondern auch in Texten wie denen von Big Times Jangle-Fest, das jetzt nicht zum Widerstand gegen das System aufruft, aber eben zumindest Unmut mit neoliberalisierten Zwängen zeigt.
[Stream] Bitch Prefect - Big Time
Platz 47
JoJo - Agápē
So spät kam JoJos Mixtape inmitten all der Jahresend-Anhörereien, dass ich immer noch keinen kompletten Durchblick für Agápē habe. Beginnend mit einer frustrierten Entladung über jene Geschäftskräfte, die bis dato die Veröffentlichung ihres dritten Albums verhindert und Nebenbetätigungen wie diese hier ermöglicht/erzwungen haben, ist es ebenso persönlich-autobiographischer R&B wie die eingestreuten Aufnahmen eines Familienfests, geizt aber auch nicht mit universellem Pop wie den nicht minder formidablen André und Billions.
[Stream] JoJo - Agápē
Platz 46
Bits Of Shit - Cut Sleeves
Nun sollte über all den Jangle nicht vergessen werden, dass es down under auch formidabel verkracht zugeht. Dennoch liegt man mit Bits Of Shit nicht weit von bekannten Anknüpfungspunkten: Melbourne, Mikey Young am Mischpult, vor allem aber auch diese angerohte Konsequenz, mit der hier Punk zwischen hymnischen Fucked-Up-Wänden, Wire-Artiness und einem scheinbar von der US-Westküste exportierten Raukehlchen aufgezogen wird. Ein paar Mal hat's gedauert, um das alles zu absorbieren, aber mittlerweile würde ich Cut Sleeves getrost zu den ganz großen Punkhighlights des Jahres zählen.
[Stream] Bits Of Shit - Cut Sleeves
Platz 45
Dinosaur Jr. - I Bet On Sky
Solange so etwas dabei herauskommt, kann ich mich gut damit abfinden, wenn 80er/90er-Indierock der neue Altherrenrock wird, für den sich nur noch wenige unter 30 interessieren. Wobei das Kuriose daran halt ist, dass es fast andersrum läuft wie uns die Geschichte gelehrt hat, wo die feurig beginnenden mit dem Alter langsamer, energieloser wurden und durch junges Blut ersetzt werden sollten. Nix mit Akustik-Singsong, Dinosaur bleiben nicht nur in ihrer performativen Geist vital, sondern führen ihre Songwriting-Erfahrung ein ums andere Mal zu emotionalen Momenten - zwar nicht mit perfekt integrierten Barlow-Songs, aber auch nicht dermaßen von Mascis überdeckt wie auf dem generell unhörbar verproduzierten letzten Album.
[Stream] Dinosaur Jr. - I Bet On Sky
Platz 44
Icona Pop - Icona Pop
In Deutschland ist das Debütalbum der Schwedinnen noch lange nicht erschienen, scheint sogar so, als würde nun erstmal die Iconic-EP anstehen, die schon einen Großteil der Albumhighlights enthält? Nuja, ich wollte jedenfalls für den Rest der Stücke nicht bis zum nächsten Spätsommer oder whenever warten, denn auch wenn Icona Pop im Hedonismus-Vergleich mit Ke$ha meist etwas platt dastehen: Bis dem Album im letzten Drittel kurz der Atem ausgeht und über Nü-EDM stolpert, ist das grenzhysterische Haudrauf Icona Pops ein großer Party-Innuendo-Sorglosspaß.
[Stream] Icona Pop - Iconic EP
Platz 43
Micachu & The Shapes - Never
Ich muss mir das mal langsam merken, insbesondere damit ich auch mal den Mixtapes und anderen Exkursionen Mica Levis nochmal eine Chance gebe: Bis ich sie höre, vergesse ich immer wieder, wie gut Micachus Alben sind. Das liegt nicht allein an ihrem unkonventionellen Sound, vielmehr an ihrem trügerisch lässigen Songwriting, das oft erst in Kombination mit dem Sounddesign und in der musikalischen Summe eines Albums seine Stärke entfaltet. Wahrscheinlich wird sich Never durch die Abwesenheit offensichtlicher Singles sogar langfristig als stärker erweisen wie ihr Debüt - doch das müsste ich jetzt auch erstmal wieder nachhören.
[Spotify] Micachu & The Shapes - Never
Platz 42
Skywlkr / Friendzone - New Impressions / Collection I
In A$AP-Zeiten, wo ein neuer Rap-Hype auf seinem Major-Debüt hinter Gästen und Produzenten höchstens die dritte Geige spielt, ist es nur konsequent, dass die interessantesten neuen Beatmacher ihre Werke rein instrumental präsentieren. Und da brachten diese beiden (bzw. drei, wegen Friendzone als Duo) meine liebsten Cloudrap-ohne-Rap-Alben: Skywlkr etwas härter, bassiger, mitunter auch noch Benga-dubsteppig, doch eben mit diesem Gespür für Perwoll-Softgewaschenes, das einem Friendzone permanent in rosa Wölkchenform um die Ohren schmieren.
[Stream/Download] Skywlkr - New Impressions
[Stream/Download] Friendzone - Collection I
Platz 41
Moonface - With Siinai: Heartbreaking Bravery
Mit der Ankündigung, die Kollaboration mit den Finnen fortzuführen, scheint Spencer Krugs Dauerprojekt seine permanente Reformation kurz zu unterbrechen - stören dürfte das hiernach niemand, war es doch nach den homogenen, formal strengen bisherigen Angelegenheiten die erste Moonface-Platte, die von Volumen und Vielfalt der Songs her nicht nur eine Musikansammlung abgab. Und sicher auch jene zufriedener stellte, die die Banddynamik Sunet Rubdowns und Wolf Parades zuletzt vermisst hatten, gerade ans Spätwerk Letzterer knüpfte Heartbreaking Bravery immer mal wieder an.
[Stream] Moonface - With Siinai: Heartbreaking Bravery

Lovelock - Burning Feeling
Keine Angst vor Käse! Steve Moore ist nicht der einzige, der mit geschmäcklerisch verrufenen Disco-Sounds der 80er hantiert, aber zwischen Hi-NRG-Kloppern und New-Age-Ambience spannt er eine nur schwer nachahmbare Variationsbreite. Dabei mag Burning Feeling Stück für Stück nicht viel besser sein als die auch prima letztjährigen Werke von Holy Ghost! und Wolfram, ist aber eben nicht so eintönig wie Ersteres und nicht so frontlastig wie Letzteres, hebt sich vielmehr den größten Klopper für kurz vor Schluss auf.
[Stream] Lovelock - Burning Feeling

Finally Boys - Feelings
Als geschmolzen verbalisiertes "Temptation" tropft pures Verlangen durch Ascending Temple - eine der wenigen Stellen, in denen menschliche Stimmen nicht bloß als wortlose Instrumente fungieren. Doch was dieser Digi-Pop vor allem zeigen will, ist dass sich Emotionen ebensogut mit gleißenden Synthschüben evozieren und ausdrücken lassen: Wenige Momente waren dieses Jahr so aufregend wie jener, wo die flittrigen Snare-Ticker in Contact den Hypergang einlegen und eine Stimm-Synthflut sondergleichen lostreten.
[Stream] Finally Boys - Feelings

Bitch Prefect - Big Time
Mein Problem mit C86-angefixtem Sound, wie er den jüngeren US-Indierock momentan dominiert, ist ja vor allem ein Ästhetisches, vor allem weil damit über Albumlänge schnell Abnutzungserscheinungen auftreten. Wenn man sein Musikhören nun allein nach textlicher Gegenwarts-Relevanz, nach Songs, die nicht nur über Brooklyn-Befindlichkeitsfixierung künden richtete (und wie langwielig müsste eine solche Plattensammlung sein), wäre man aber auch darin mit Australien derzeit besser beraten. Hier echot die Rezession nicht nur in schnoddrigem Sound, sondern auch in Texten wie denen von Big Times Jangle-Fest, das jetzt nicht zum Widerstand gegen das System aufruft, aber eben zumindest Unmut mit neoliberalisierten Zwängen zeigt.
[Stream] Bitch Prefect - Big Time

JoJo - Agápē
So spät kam JoJos Mixtape inmitten all der Jahresend-Anhörereien, dass ich immer noch keinen kompletten Durchblick für Agápē habe. Beginnend mit einer frustrierten Entladung über jene Geschäftskräfte, die bis dato die Veröffentlichung ihres dritten Albums verhindert und Nebenbetätigungen wie diese hier ermöglicht/erzwungen haben, ist es ebenso persönlich-autobiographischer R&B wie die eingestreuten Aufnahmen eines Familienfests, geizt aber auch nicht mit universellem Pop wie den nicht minder formidablen André und Billions.
[Stream] JoJo - Agápē

Bits Of Shit - Cut Sleeves
Nun sollte über all den Jangle nicht vergessen werden, dass es down under auch formidabel verkracht zugeht. Dennoch liegt man mit Bits Of Shit nicht weit von bekannten Anknüpfungspunkten: Melbourne, Mikey Young am Mischpult, vor allem aber auch diese angerohte Konsequenz, mit der hier Punk zwischen hymnischen Fucked-Up-Wänden, Wire-Artiness und einem scheinbar von der US-Westküste exportierten Raukehlchen aufgezogen wird. Ein paar Mal hat's gedauert, um das alles zu absorbieren, aber mittlerweile würde ich Cut Sleeves getrost zu den ganz großen Punkhighlights des Jahres zählen.
[Stream] Bits Of Shit - Cut Sleeves

Dinosaur Jr. - I Bet On Sky
Solange so etwas dabei herauskommt, kann ich mich gut damit abfinden, wenn 80er/90er-Indierock der neue Altherrenrock wird, für den sich nur noch wenige unter 30 interessieren. Wobei das Kuriose daran halt ist, dass es fast andersrum läuft wie uns die Geschichte gelehrt hat, wo die feurig beginnenden mit dem Alter langsamer, energieloser wurden und durch junges Blut ersetzt werden sollten. Nix mit Akustik-Singsong, Dinosaur bleiben nicht nur in ihrer performativen Geist vital, sondern führen ihre Songwriting-Erfahrung ein ums andere Mal zu emotionalen Momenten - zwar nicht mit perfekt integrierten Barlow-Songs, aber auch nicht dermaßen von Mascis überdeckt wie auf dem generell unhörbar verproduzierten letzten Album.
[Stream] Dinosaur Jr. - I Bet On Sky

Icona Pop - Icona Pop
In Deutschland ist das Debütalbum der Schwedinnen noch lange nicht erschienen, scheint sogar so, als würde nun erstmal die Iconic-EP anstehen, die schon einen Großteil der Albumhighlights enthält? Nuja, ich wollte jedenfalls für den Rest der Stücke nicht bis zum nächsten Spätsommer oder whenever warten, denn auch wenn Icona Pop im Hedonismus-Vergleich mit Ke$ha meist etwas platt dastehen: Bis dem Album im letzten Drittel kurz der Atem ausgeht und über Nü-EDM stolpert, ist das grenzhysterische Haudrauf Icona Pops ein großer Party-Innuendo-Sorglosspaß.
[Stream] Icona Pop - Iconic EP

Micachu & The Shapes - Never
Ich muss mir das mal langsam merken, insbesondere damit ich auch mal den Mixtapes und anderen Exkursionen Mica Levis nochmal eine Chance gebe: Bis ich sie höre, vergesse ich immer wieder, wie gut Micachus Alben sind. Das liegt nicht allein an ihrem unkonventionellen Sound, vielmehr an ihrem trügerisch lässigen Songwriting, das oft erst in Kombination mit dem Sounddesign und in der musikalischen Summe eines Albums seine Stärke entfaltet. Wahrscheinlich wird sich Never durch die Abwesenheit offensichtlicher Singles sogar langfristig als stärker erweisen wie ihr Debüt - doch das müsste ich jetzt auch erstmal wieder nachhören.
[Spotify] Micachu & The Shapes - Never

Skywlkr / Friendzone - New Impressions / Collection I
In A$AP-Zeiten, wo ein neuer Rap-Hype auf seinem Major-Debüt hinter Gästen und Produzenten höchstens die dritte Geige spielt, ist es nur konsequent, dass die interessantesten neuen Beatmacher ihre Werke rein instrumental präsentieren. Und da brachten diese beiden (bzw. drei, wegen Friendzone als Duo) meine liebsten Cloudrap-ohne-Rap-Alben: Skywlkr etwas härter, bassiger, mitunter auch noch Benga-dubsteppig, doch eben mit diesem Gespür für Perwoll-Softgewaschenes, das einem Friendzone permanent in rosa Wölkchenform um die Ohren schmieren.
[Stream/Download] Skywlkr - New Impressions
[Stream/Download] Friendzone - Collection I

Moonface - With Siinai: Heartbreaking Bravery
Mit der Ankündigung, die Kollaboration mit den Finnen fortzuführen, scheint Spencer Krugs Dauerprojekt seine permanente Reformation kurz zu unterbrechen - stören dürfte das hiernach niemand, war es doch nach den homogenen, formal strengen bisherigen Angelegenheiten die erste Moonface-Platte, die von Volumen und Vielfalt der Songs her nicht nur eine Musikansammlung abgab. Und sicher auch jene zufriedener stellte, die die Banddynamik Sunet Rubdowns und Wolf Parades zuletzt vermisst hatten, gerade ans Spätwerk Letzterer knüpfte Heartbreaking Bravery immer mal wieder an.
[Stream] Moonface - With Siinai: Heartbreaking Bravery