56 Aus 2010 (Teil 1)

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Platz 56
Trentemøller - Into The Great White Yonder

Eine meiner beiden Enttäuschungen dieses Jahr. Jedenfalls insofern, als ich mir erhofft hatte, Into The Great White Yonder würde sich sobald einmal die Blätter fielen zu einer schön stimmungsvollen Herbstplatte entwickeln. Doch nur weil meine Erwartung nicht erfüllt wurde, ist Trentemøllers 2. Longplayer gewiss kein schlechter, allein schon wegen der düster brodelnden Sycamore Feeling und ...Even Though You're With Another Girl und dem Breitbild-Lichtblick Tide zwischen denen es ordentlich im Gebälk knackt.

[MP3] Trentemøller - Sycamore Feeling
[Stream] Trentemøller - Into The Great White Yonder

Platz 55
Goldfrapp - Head First

Sicher, man könnte die Qualität dieses Albums darin zu suchen versuchen, wie sehr einem die dort lustvoll aufpolierten Retrosound selbst zusagen, es eine Frage des grundsätzlichen Ja oder Nein zu ABBA oder des Ja oder Nein zum 2010-Moroder-huldigen zu machen. Warum Technicolor-Synthfunkeln und Glitter-Melodien Songs wie Alive und Head First so gut zu Gesicht stehen, liegt aber eben vor allem daran dass in diesen Gesängen Zweifel und Schlechtwetter überwunden sind oder werden, die Grundstimmung goldig ist und ein Song namens Shiny And Warm halt auch genau so klingen soll. [mehr]

[Video] Goldfrapp - Rocket
[Stream] Goldfrapp - Head First

Platz 54
Surfer Blood - Astro Coast

Ein bisschen später als zunächst erwartet, aber irgendwann hat mich das Debütalbum von Surfer Blood dann doch abgeholt. Guter, schrammelig-verspielter Indierock, das war eigentlich schon von Anfang an klar, nur blieb bis auf die bereits aus dem letzten Jahr vertrauten Sachen zunächst nichts ebenso effektiv hängen. Als sich aber an einem Punkt vereinzelte Hooks aus gut der Hälfte der Stücke auf Astro Coast im Kopf angesammelt hatten, musste ich mich dann doch den kleinen Raffinessen dieser Platte geschlagen geben, ein bisschen Sommerschein hat sie zum Glück auch noch abbekommen.

[MP3] Surfer Blood - Swim
[Stream] Surfer Blood - Astro Coast

Platz 53
LCD Soundsystem - This Is Happening

Enttäuschung die zweite. Das Aha-Erlebnis, das mir bei Sound Of Silver irgendwann die Platte nach und nach zu eröffnen begann, blieb bei LCD-Album Nr. 4 (45:33 ist so gut, dass es diesen Status mehr als verdient) aus. Vielleicht wegen der Produktion, die zwar so wohldurchdacht wie immer ist, für meinen Geschmack aber bei manchen der Stücke die falschen Akzente und Hervorhebungen setzt und alles ein Stück monochrom macht. Die Backing-Vocals bei All I Want waren mir z.B. nie positiv aufgefallen - bis ich sie mal bei den London Sessions-Aufnahmen hörte, was die Albumfassung danach aber leider nicht angenehmer machte.

[Video] LCD Soundsystem - Drunk Girls

Platz 52
Blood Red Shoes - Fire Like This

Nachdem das erste Album des Duos einem Überstück wie It's Getting Boring By The Sea mit einer Handvoll mäßig guter Ideen nicht gerecht werden konnte, vollzieht Fire Like This erfolgreich den Schritt gen Richtung Arena. Stimmliche Unruhe, Post-Hardcore-Kanten und Laut-Leise-Umbrüche lassen das kraftvolle Spiel der beiden nicht zu glatt werden, gleichzeitig wird energischen Kloppern wie Don't Ask die Sanftheit von When We Wake und mit Colours Fade ein vielversprechender Blick über den Songstruktur-Tellerrand hinaus entgegengestellt.

[Video] Blood Red Shoes - Don't Ask
[Stream] Blood Red Shoes - Fire Like This

Platz 51
Sambassadeur - European

Ich hatte es mir ja schon gedacht, und nun hat es sich wieder gezeigt: Sambassadeur brauchen einfach ein bisschen. Dabei ist ihre süßlich-verschlafene Inkarnation von glitzerndem und streicherndem Schweden-Indiepop weder sonderlich komplex noch so aufgenommen, dass sich bei mehrmaligem Hören irgendwelche vervorgenen Tiefen offenbaren würden. Aber diese Band schafft es irgendwie verlässlich, Alben zu machen, auf die ich ziemlich genau 3 Monate nach dem ersten Hören mit einem Mal ungeheure Lust bekomme die nicht mehr so schnell wieder weg geht. Zu European werd ich im Laufe der Zeit sicher noch öfter greifen als zu den meisten anderen in dieser Liste.

[MP3] Sambassadeur - Days

Platz 50
Frog Eyes - Paul's Tomb: A Triumph

Nachdem Tears Of The Valedictorian den Sprung ins ausgedehnt-Suitenhafte wagte, wirkt Paul's Tomb: A Triumph mehr wie eine Fortsetzung davon. Dafür erfreuen Frog Eyes weiter an ihrem unvergleichlichen Aufeinanderprallen der Kräfte, Carey Mercers wahnerfüllte Monologe duellieren sich mit Gitarren- und Keyboardwellen, dass man Funken schlagen und Spucke fliegen hört, angetrieben vom stoisch-dichten Gepauke Melanie Campbells die auch vermehrt als Gesangpartnerin in Aktion tritt.

[MP3] Frog Eyes - A Flower In A Glove

Platz 49
Coolrunnings - Babes Forever EP / Visions Of Trees - Sometimes It Kills EP

Zwei Debüt-EPs von Gruppen, die mir in ihrer Rohheit weitaus mehr gefallen als alles, was sie seitdem gemacht haben. Coolrunnings mit ihrem kantigen Gitarrenwechselspiel, unruhigem Rhythmustreiben und funkelnden Synthflächen als auch Visions Of Trees mit ihrem tropischen Strandtreffpunkt von High Places, Fever Ray und jj haben seitdem ihren Sound abgerundet und sind teilweise auch gar nicht sonderlich zufrieden mit diesen ersten Gehversuchen. Aber das ist ja das Schöne am Rezipientendasein, nicht Intention und Meinung der Künstler sind tonangebend, sondern was man selbst in ihren Werken findet.

[MP3] Visions Of Trees - Waves, They Crash
[Stream] Coolrunnings - Babes Forever EP
[Download] Visions Of Trees - Sometimes It Kills EP