Konzert: M83


Vor 5 Jahren, als Dead Cities, Red Seas & Lost Ghosts herauskam, hätte ich mir ein M83-Konzert sehr anders vorgestellt als das was sich gestern im Luxor abspielte. Auf seinem zweiten Album erschuf Anthony Gonzalez, damals noch im Duo mit Nicolas Fromageau, bestechend schöne Klanglandschaften und ahmte mit elektronischen Mitteln die Gitarrenwände der Shoegazer nach. Live wären da ein bestuhlter Saal und eine große Leinwand mit bewegten Landschaftsaufnahmen im Breitbild völlig angemessen gewesen, doch seitdem hat sich einiges geändert. Schon ein Album danach traten Gitarren kaum verfremdet in den Vordergrund mehrerer Stücke, eines hieß ja auch A Guitar And A Heart, und die Single Don't Save Us From The Flames zeigte sowohl Gonzalez' Gesang als auch seine Liebe zum Popsong. Aus letzterer erwuchs schließlich Saturdays = Youth das Gonzalez und seine Band gestern live vorstellten - aber zum Glück noch viel mehr.

Bereits menschenleer sah die Bühne beeindruckend aus: Hinten links war das Schlagzeug, ausgestattet auch mit einem digitalen Drumpad, vom Rest der Band durch eine Plexiglaswand abgeschirmt, davor der Gitarrist. Die rechte Hälfte der Bühne wurde von zwei sich gegenüberstehenden Synthesizerbauten belegt in deren Mitte ein innen von Kabeln durchzogener und von blauen Lichtern erleuchteter mysteriöser Glaskasten stand, auf diesem wiederum thronte ein Mac der auf Knopfdruck dann die Show eröffnete.

Es begann verhalten, auch weil die ersten beiden Stücke live etwas ungewohnt klangen war ich zunächst etwas skeptisch. Das änderte sich als das erste Stück mit tiefem Bass aus dem Lautsprecher mein Gesicht zum Flackern brachte, das war der imposante Sound auf den ich gehofft hatte (und vor dem ich ohne Hörschutz etwas Schiss gehabt hätte). Bald kamen auch die flotteren Popsongs wie Kim & Jessie dran zu denen man mehr als nur seinen Nacken bewegen konnte, im Wechsel mit den epischen Instrumentals des zweiten Albums und den düsteren Klängen von Before The Dawn Heals Us ergab das eine herrliche Mischung.

Gonzalez wechselte immer wieder zwischen Gitarre und seinem Bau aus Keyboards, Knöpfen und Schaltern und wusste seine nicht besonders starke Stimme erfreulich gut einzusetzen, die gesangliche Klasse ging aber von seiner Gegenüber Morgan Kibby aus die live viel besser zu hören war als auf den Alben, so verlieh sie mehreren Stücken eine zusätzliche eigene Note. Auch unbedingt hervorzuheben ist die Leistung des Drummers, wegen des reflektierenden Walls war es zwar nicht immer klar zu sehen welche Teile der Beats gerade von ihm und welche von der Elektronik kamen aber bei den dichten Fills die Gonzalez so gerne texturenhaft einsetzt konnte man ihn auf jeden Fall hart arbeiten sehen.

M83 spielten eins der wenigen Konzerte in letzter Zeit das mir keine Sekunde zu kurz vorkam, spielten auf jeden Fall alle neuen Songs die ich hören wollte aber sicher auch genau so viele ältere, insbesondere war ich erfreut dass so ein Sechsminüter wie Gone seinen Weg ins Programm fand. In solchen Momenten kamen dem Auftritt die ausführlich verwendete Nebelmaschine und die Flackerscheinwerfer zu Gute, aber auch zum Schluss als M83 die Stampfer A Guitar And A Heart und als spektakuläre Zugabe die epische Fassung von Couleurs auspackten sah man im Flackerlicht effektvoll die Menschen auf und vor der Bühne rhythmisch mitgehen. Das war wirklich der Höhepunkt, besonders als ich gerade schon high vor Glück war und das Stück nach einem Abebben bumerangartig noch einmal, noch größer ansetzte. Wortkarg wie ab und zu auch schon vorher zwischendurch bedankte sich Gonzalez anschließend beim enthusiastisch klatschenden Publikum und verschwand von der Bühne. Das Outro überließ er wieder seinem Mac - neben dem Intro das einzige Mal an diesem Abend wo die Elektronik der Star war.

Shred Yr Face

Was würde man dieser Tage doch gerne im Vereinigten Königreich leben. Los Campesinos! führen dort gerade eine der bestbesetzten Touren des Jahres durch, mit No Age und Times New Viking haben sie sich zwei großartige Bands über den Atlantik geholt und wollen auch darüber hinaus diese gemeinsamen Abende zu etwas Besonderem machen. Das beginnt schon damit dem Kind einen Namen zu geben, außerdem hat die Shred Yr Face-Tour eine eigene Webseite mit täglichen Blogeinträgen und Videos. Sogar einen Twitter-Feed gibt es, da erfährt man dann neben minutiösen Details auch praktischerweise dass einer der Instore-Gigs heute kurzfristig abgesagt werden musste.

Told you we'd make it


Broken Social Scene - Almost Crimes

Ah, ich weiß noch wie ich vor ein paar Jahren - als ich noch einen hatte - den Fernseher einschaltete, und bam!, Broken Social Scene im Nachmittagsprogramm. Ich glaub das hab ich vor Begeisterung noch am selben Abend freudig in der Kneipe rumerzählt, auch wenn da nur 2 Leute ne Ahnung hatten wovon ich faselte. Vorletzte Woche hab ich das Video zu Almost Crimes für mich wiederentdeckt, wie da Feist das Mikro schwingt und mit Kevin Drew swingt und alle überhaupt so großartig am Abzappeln sind, ich liebe diese Energie. Und wenn ich mir das so ansehe tret ich mir gleich nochmal in den Arsch diese Band in all den Jahren immer noch nicht live gesehen zu haben:

Stream: Gang Gang Dance - Saint Dymphna

Ich glaube ich habe meine enthusiastische Antizipierung von Gang Gang Dances neuem Album hier in den vergangenen Wochen zur Genüge kundgegeben, da ich auch erst nächsten Freitag wenn ich mein Exemplar in den Händen halte beabsichtige mir Saint Dymphna anzuhören gibt es nichts Neues was ich an dieser Stelle schreiben könnte. Hier also einfach der Verweis auf 3voor12 wo sich jeder selber seine Meinung bilden kann, dafür sind Albumstreams ja schließlich da.

[Stream] Gang Gang Dance - Saint Dymphna

Konzert: Gang Gang Dance


Zwar bin ich zur Zeit wegen Vollmond so neben der Spur dass meine Aufnahmefähigkeit stark leidet, der gestrige Auftritt von Gang Gang Dance war aber einfach zu toll um nicht wenigstens im Anriss darüber zu schreiben. Zu fünft standen sie auf der Bühne des Stadtgartens und bis auf den Gitarristen (gekleidet in ein T-Shirt vom 88Boadrum-Event dessen New Yorker Teil Gang Gang Dance dirigierten) versanken zunächst alle in einem Wald aus Perkussionen, zeitweise schien jeder mit einem Schlagholz bewaffnet seinen eigenen rhythmischen Pfad zu verfolgen, aber immer wieder wellenartig mit seinen Mitspielern zusammenzukommen.

Ohne Pause (wie auch beim Rest des Auftritts) gingen die New Yorker ins nächste Stück über, von da an blitzten zwar immer wieder die losen Strukturen dieses Anfangs auf aber der rote Faden wurde fortan von den (teilweise elektronischen) Beats gesponnen. Verwoben mit spacigen Synths, arabisch anmutenden Klängen und Gesängen mutete das ungemein fremd an, mal konnte man sich am Rand ein bisschen Battles, Animal Collective oder High Places vorstellen aber GGD vereinigten die separaten Sounds so zu etwas Neuartigem dass Vergleiche scheitern mussten. Bald war ich so in dieser fantastischen, lebendig pochenden Welt drin dass ein leichter Trance-Effekt einsetzte, noch verstärkt dadurch wie GGD immer wieder das Tempo erhöhten, die Beats grimeiger wurden und schließlich in Breakbeat ausarteten.

Oh, und House Jam war live auch absolut großartig (besser als in dem etwas lauen Tokio-Video), gerade als man nach einer Wiederholung des Anfagnsmotivs mehr als auf Platte dachte es käme vielleicht nicht mehr brachen die noch mehr abgehackten Synths glorreich durch dass es einen im Nacken blitzte, das Schlagzeug dabei immer ein bisschen verschleppt hinter dem Rest der Musik hinterher. Nicht auszumalen wie gut ein Konzert erst wäre bei dem es kein hastiges Ende mehr gibt weil danach noch ein Herr die Bühne betritt der im Vergleich zu dem was sich vor ihm abspielte ganz schön veraltet wirkt. Ich freu mich erst mal, sogar noch mehr als zuvor, auf Saint Dymphna nächste Woche. Und hoffentlich bald dann eine Europatour.

Stream: Spillsbury - Auf Zum Atem

Offenbar ist gerade ein deutsche-Musik-die-ich-2003-gehört-habe-Revival im Gange. Erst das Comeback von Angelika Express und nun ist auch ein neues Album von Spillsbury rausgekommen. Die Single Lass Mich war schon schön schlecht gelaunt und die Musik wieder so preschend wie sie mir vor 5 Jahren so gefallen hatte, die Rezensionen aber so unterschiedlich ausgefallen dass ich mir gerne noch ein Bild vom ganzen Album machen würde. Erfreulicherweise gibt es das gerade erst erschienene Auf Zum Atem komplett online zu hören, eine Praxis die bei deutschen Musikern immer noch enttäuschend wenig verbreitet ist.

[Stream] Spillsbury - Auf Zum Atem

The Fiery Furnaces Go Synthpop

Die Tatsache an sich dass The Fiery Furnaces innerhalb weniger Wochen gleich zwei neue stilistische Metamorphosen durchlaufen haben mag beim mittlerweile xten Mal zwar nicht mehr überraschend sein, faszinierend ist es dennoch immer wieder. Laut Berichten vom Barack-Konzert vor einer Woche sollen sie dort mit 70er Funk angerückt sein, nicht ganz unerwartet da dieser Vorschlag anscheinend die Abstimmung fürs nächste Album gewonnen hat.

Bei ihrer seltsamen Session für Viva Radio hingegen spielt Matthew Friedberger über eine simple Drum Machine (die die "Abrockpassagen" aus Widow City durch doppelte Beatgeschwindigkeit widerspiegelt) noch am ehesten als Synthpop zu klassifizierende Versionen von alten und neuen Furnaces-Nummern, Eleanor tut dabei ihr Bestes sich in dieser wahrscheinlich nicht geprobten Situation nicht zu verhaspeln. Wer nicht an dem enorm albernen Interview mit 86% Lügeninhalt interessiert ist findet die Songs am Ende des ersten und zweiten sowie an Anfang und Ende des vierten Segments:

Me Plus You mit The Fiery Furnaces

Neues Von These Are Powers, Death Sentence: Panda!


Über These Are Powers hatte ich vor einer Weile schon mal geschrieben, seitdem ist das schamanisch-krachige Trio beim Secretly Canadian/Jagjaguwar-Schwesterlabel Dead Oceans angekommen das zusammen mit dem letztjährigen Terrific Seasons bei uns gerade auch die EP Taro Tarot herausgebracht hat. Live kann man die New Yorker ab dieser Woche auch sehen, sicher kein schlechter Trost dafür dass Bands wie Liars oder HEALTH diese Gegend in letzter Zeit eher um- als betourt haben:

16.10.2008 Cafe Central, Weinheim
17.10.2008 Galerie Loyal, Basel
18.10.2008 Kino La Bim, Halle
19.10.2008 Hafenklang, Hamburg
20.10.2008 Kulturbunker, Köln
21.10.2008 Arena, Wien
22.10.2008 West Germany, Berlin

[MP3] These Are Powers - Cockles

These Are Powers' Myspace


Auch auf die Aktivitäten von Death Sentence: Panda! hab ich ein Auge geworfen seitdem ich sie im Vorprogramm von Deerhoof so toll fand. Leider scheint der Köln-Termin aus ihrer Europatour verschwunden zu sein, dafür erscheint nächste Woche ihr neues Album Insects Awaken auf dem es sicher wieder schön noisig zugeht.

21.11.2008 Hirscheneck, Basel
24.11.2008 Arena, Wien
28.11.2008 Kafe Kult, München
29.11.2008 Komma, Esslingen

[MP3] Death Sentence: Panda! - Exit Villager

Death Sentence: Panda!s Myspace