Stream: White Magic, Dave Fischoff, Simon Joyner & The Fallen Men



Bei 3voor12 gibt es wieder neue Alben im Stream, diesmal von mir bisher unbekannten Künstlern die aber allein schon deswegen sicher ein Reinhören wert sind weil sie auf so grandiosen Labels herauskommen. White Magic sind auf dem Indie-Urgestein Drag City (u.a. Heimat von Bonnie Prince Billy, Joanna Newsom und Silver Jews), Dave Fischoff und Simon Joyner auf den eng verbundenen Labels Secretly Canadian (Danielson, Jens Lekman, Jason Molina) und Jagjaguwar (Black Mountain, Okkervil River, Swan Lake).

[Stream] White Magic - Dat Rosa Mel Apibus
[Stream] Dave Fischoff - The Crawl
[Stream] Simon Joyner & The Fallen Men - Skeleton Blues

Übrigens...

Wieder mal fühle ich mich als wär ich nur auf der Durchreise hier, deswegen an dieser Stelle nur ein halber Eintrag, dafür mit vielen interessanten Links:



...Die schüchternen Schwedengeschwister The Knife sind nun auch in Weihnachtsstimmung. Von der Website des exquisiten Indielabel-Verbandes Cooperative Music kann man von heute an einen Monat lang kostenlos den Track Christmas Reindeer herunterladen:

[MP3] The Knife - Christmas Reindeer

...Ich verlinke mit Freude den wohl besten Konzertbericht des Jahres, in drei epischen Teilen: Ole bei den Flippers. Sensationell.

...Auf Daytrotter kann man das Ergebnis einer Session dort von Nina Nastasia begutachten.

...Bei dem besten Musikvideoblog weit und breit, Antville Video, wird derzeit die Wahl zum besten Musikvideo des Jahres durchgeführt. Da sind bereits die Nominierungen allesamt hochwertig.

...Patrick Wolf gibt derzeit in einer Serie von Videopodcasts Einblicke in sein kommendes Album. Gerade ist die dritte Episode erschienen, in der Wolf eine Ukulelen-Version von Augustine spielt. Um die vergangenen und zukünftigen Folgen nicht zu verpassen kann man den Podcast natürlich abonnieren, und zwar per iTunes oder per RSS.

Konzert: The Long Blondes



Unglaublich, nach all den schmerzlich verpassten ist nun dieses Konzert endlich wieder eines für das zu besuchen sich Zeit findet. Man sollte bei meinem engen Zeitplan in letzter Zeit meinen ich sei ein hochbezahlter Business(s)experte oder so, aber nein, der schnöde Studentenalltag kann einem durchaus problemlos sämtliche freizeitlichen Freiräume nehmen. Aber nicht heute, heute kommen The Long Blondes, die im Gegensatz zu den Arctic Monkeys völlig absichtlichen Stars aus Sheffield, ins Kölner Gebäude 9.

Nach allzu vielen zu Unrecht nur spärlich besuchten Konzerten ist das Gebäude heute Abend endlich wieder gut gefüllt, ob es an der Musik liegt oder nur an dem guten Ruf der/dem Hype um die Band wird sich zeigen. Wie Daniel Koch schon bei seinem Intro-Bericht zum Berliner Konzert bemerkte finden sich auch in Köln erstaunlich viele Männer jenseits der 50 im Publikum, darunter ein kurios holländischer Verbund, zudem die eigentlich schon zu erwartenden Modeklone der überaus charmismatischen Sängerin Kate Jackson. War ich auf dem Pipettes-Konzert noch von gepunkteter keldiung umzingelt, so müsste ich heute schon extrem aufpassen um keine schaltragenden Damen mit stylisch kombinierter Second Hand-Kleidung zu Gesicht zu bekommen.

Zum Glück betritt ohne durch Vorband unnötig gestreckte Wartezeit noch vor 10 Uhr das Original die Bühne, allerdings bin ich erst mal schockiert wie klein die alle sind. Wenn eine Band immer von oben gefilmt wird stellt man sie sich wohl larger than life vor, so muss ich mich erst mal an eine andere Größenordnung umgewöhnen als die in meinem Kopf. Was das Bühnengehabe angeht haben The Long Blondes alles locker im Griff, Vollprofis soweit das Auge reicht, angefangen bei den lässig gespielten Saiteninstrumenten über die oftmals mit weit erhobenem Arm angeschlagenen Drums. Trotz der Größendiskrepanz zu dem was man erwartet hatte hat Jackson ihre gnadenlos Aufmerksamkeit erregenden Bewegungen einfach voll drauf, hier ein Zwinkern, dort der Hüftschwung, oh ja, trotz des Makeups das ihre Augen merkwürdig schmal erscheinen lässt (und ich möchte festhalten dass dies die einzige Band ist bei der man auf sowas achten darf) ist sie zweifelsohne Bestandteil so mancher angefeuchteter Indieboy-Träume.
Aber von Feuchtigkeit merkt man hier real nix, zu sauber scheint schon alles, sind sie nicht nur wie gewollt Stars geworden sondern direkt schon lustlose oder gar arrogant von oben herabspielende Performer? Auch wenn Jackson noch so viel haucht, die anderen beiden Damen auf der Bühne wirken einfach überaus lustlos oder auch bemüht cool, man möge sich seine Interpretation selbst wählen. Aber haho, da erscheint eine Lücke in der scheinbar souveränen Popstar-Rüstung, der auch sonst durch große Rockgesten hervorstechende Drummer Screech bringt Jackson mehrfach an den Rande eines Lachanfalls aus dem sie sich in letzter Sekunde zu Beginn ihres Gesangparts retten kann.

Zufall oder nicht, ab diesem Moment der Menschlichkeit wird das wie fast immer physisch kaum zu bewegende Kölner Publikum langsam wach und es wird mehr und mehr getanzt. Warum das vorher nicht der Fall war weiß ich nicht, die Sheffielder spielen nahezu alle Songs von ihrem Debütalbum, bis auf Heaven Help The New Girl und A Knife For The Girls, die beiden langsamsten, und auch nicht das schmerzlichst vermisste Swallow Tattoo. Dafür aber gibt es einen bisher unveröffentlichten Song serviert, und außerdem die B-Seite Fulwood Babylon.

Wie auf Someone To Drive You Home ist aber auch der Höhepunkt des Konzerts You Could Have Both. An der zentralen Stelle, wo Komponist Dorian Grey Cox mit der sonst meist als seine Sprecherin agierenden Jackson diesen phänomenalen Dialog nicht singt, nur spricht, das reicht, denn jeder der einmal Scott Walkers Musik auf einer Busfahrt gehört hat weiß wie das ist, da braucht es keine musikalische oder gesangliche Verpackung mehr, da wird zu Recht stillgestanden, einfach nur alle Augen nach vorn gerichtet.

Wie gesagt, das Publikum gerät ansonsten mehr und mehr in Wallung, und nachdem zum Schluss der Oberkracher Separated By Motorways schon beinahe die halbe Halle in Bewegung versetzt hat (was für Köln wirklich eine Großleistung ist) will man unbedingt mehr, mehr. Einen Nachschlag gibt es dann noch, zwar nur einen, aber einen besseren als Appropriation hätte man kaum wählen können. Eine Erinnerung an die Anfänge, keineswegs besser oder schlechter als das was folgte, aber eine Belohnung für alle die schon seitdem an diese Band geglaubt haben und eine Aussicht auf anderes für diejenigen die sie erst mit diesem Album entdeckt haben. Live long and prosper. And blonde.

Update: Fotos und ein Video