Video: The Blow - Parentheses



In kurzer Zeit hat sich ganz unerwartet Paper Television von The Blow dank Khaela Maricichs Gesang, schwer vergessbarer Melodien und der frischen und angenehm schrägen Elektrokompositionen von Jona Bechtolt zu einem meiner absoluten Lieblingsalben des Jahres gemausert. Das Video zu Parentheses zeigt, dass man zu dem Song wie auch zu allen anderen Pophymnen hervorragend betrunken Karaoke singen kann, was sich dank der Untertitel für jeden bequem von zu Hause aus nachmachen lässt. Und was für ein Meta-Ende! Aber jetzt erst mal.. räusper.. "When you're holding me..."

[Video] The Blow - Parentheses (Youtube)

Bechtolt alias YACHT kann man übrigens heute Abend auch bei einem multimedialen Soloauftritt im Kölner Tsunami Club anschauen. Einziges Deutschlandkonzert!

Annuals - Be He Me



Wie lange hab ich an dieser Platte gekaut. Ist sie nun sehr gut, oder nur mäßig? Kürzlich aber kam ich eines Tages nach vielen Stunden des Möbelrückens und Holzhackens nach Hause zu einem wohlverdienten Feierabend und legte bevor ich mich aufs weiche Bett begab erschöpft noch Be He Me auf. Und ab dann war alles klar.

Annuals, die Band um Songwriter Adam Baker, hatten schon vor der Veröffentlichung ihres ersten Albums viel Aufmerksamkeit erregt, rückblickend kann man wohl sagen zuviel. Ganze fünf Stücke, allen voran das phänomenale Brother, hatten einen Eindruck erweckt den man beim Hören des Albums erst mal überwinden musste. Das durchweg große Spektakel, das das vor Energie nur so strotzende Eröffnungsstück verspricht, wird einem nicht geboten. Aber auch wenn Annuals das Grandeur auf vielen Stücken etwas zurückschrauben, so mangelt es ihnen weiß Gott nicht an Ideen. The Bull And The Goat ist einfach traumhaft mit seinen Percussions, dem hohen kehligen Gesang und dem denkwürdigen Gitarrensolo. Dry Clothes, ein Song übers Wäsche aufhängen, wird von Vogelzwitschern begleitet, geht nach dem Refrain in einen schallig stampfenden Beat über um dann in aller Länge und Breite ausgedehnt zu verklingen.

Doch eben der Ideenreichtum wird manchen Songs zwischen den etwas mehr auf Grundideen reduzierten Stücken zu Anfang und Ende (Father, das allzu deutlich zeigt dass Annuals auch mit langen Stücken absolut kein Problem haben) zunächst zum Verhängnis. Es brauchte wirklich eine Zeit völliger Ruhe, an diesem Abend als ich schon die Muskelkater am nächsten Morgen vorhersagend im Bett lag, bis ich z.B. Carry Around richtig erfassen konnte. Es ist einfach so vollgepackt mit Effekten dass diese wie nachträglich eingefügt wirken können, bis man dann hört wie sie zusammen mit allen anderen musikalischen Fäden eine Gesamttextur bilden.

Chase You Off macht es danach auch nicht einfacher mit seinen abrupten Stimmungswechseln. Man könnte vermuten dass hier einfach 5 oder 6 verschiedene Songs willkürlich zusammengesetzt wurden wenn nach zwei Minuten von einem Takt auf den anderen plötzlich statt versprengte Fieper von sich zu geben das Keyboard einen feuchten Schwall über den gesamten Sound legt und alle Instrumente klingen wie unter Wasser gespielt. Nur ein paar Takte später erklingt dann die Leadgitarre die die ganze Zeit praktisch nicht zu hören war auf einmal über allem anderen und übernimmt die Führung des Songs als hätte sie nie etwas anderes gemacht. Doch es ist wirklich alles ein Song, ohne einen einzigen Rhythmus- oder Geschwindigkeitswechsel, doch bis dieser Song erst mal im Ohr des Hörers Gestalt annimmt kann es etwas dauern.

Der zweite, etwas kleinere Knacks des Albums ist dass die Stücke kein auch nur halbwegs homogenes Ganzes ergeben. Die energetisch eingeworfenen Ausrufe der Bandmitglieder verbinden zwar schon mal Stücke die sonst nur allzu verschieden voneinander sind, aber wenn die Musik so einen dichten Klangteppich ohne eine einzige Sekunde Ruhe bildet wirken all die verschiedenen Strukturen stellenweise etwas zu konträr. Einen Vorwurf kann man Baker deswegen kaum machen, das Material entstand über vermutlich mehrere Jahre und entstammt so durchaus verschiedenen Schaffensperioden.

Die leichte Überfrachtung durch akustische Details, die elektronischen Geräusche, die verzerrenden Effekte, die Freudenschreie, machen Be He Me in Verbindung mit seiner innerlichen Unausgewogenheit "nur" zu einem sehr sehr guten Debüt. Vielleicht haben Annuals entschieden dass dies ihr Stil ist, vielleicht wurde diese Masse an Details auch nur eingesetzt weil Baker nicht genügend Vertrauen in die Stärke seines Materials hatte. Letzteres wäre nicht nur unbegründet, sondern dürfte auch wenn Annuals sich ein bisschen am Riemen reißen das nächste Album zu einem weitaus schneller angenehmen Erlebnis machen.

[MP3] Annuals - Brother
[MP3] Annuals - Dry Clothes
[MP3] Annuals - Carry Around

Neue Songs von Bloc Party, The Shins, Aereogramme

Hihi, im Dezember kommt wohl echt gar nix mehr raus, dafür kann man jetzt schon hier und da die musikalischen Vorboten des nächsten Jahres hören. Zwei Bands die in den letzten 2 Jahren so oft wie nur wenige andere unter den neupopulären Überbegriff "Indie" gefasst wurden und dabei aber kaum unterschiedlicher sein könnten veröffentlichen beide Anfang 2007 neue Werke (Ich weiß, die coolen Kids von heute haben sich bestimmt schon über dieses "Internetz" von dem man so hört längst beide Alben besorgt, aber für geduldige alte Säcke wie mich könnte das hier noch neu sein).



Zum einen sind da Bloc Party mit ihrem kühlen Postpunk-beeinflussten Rock, in den auf The Prayer richtig wavige Keyboards Einzug halten. Gestern war ich mir noch etwas unsicher, aber mittlerweile find ich den Track richtig klasse, besonders Bloc Partys größte Stärke in Form von Drummerphänomen Matt Tong kommt hier gut zum Vorschein. Und Handklatscher, oooh ja. Mal gespannt was das Weekend In The City im Februar sonst noch bieten wird.

[Stream] Bloc Party - The Prayer



Einen starken Kontrast dazu bilden die Kings of Weichei, The Shins. Mit ihrem entwaffnend süßen Folk-Pop landeten sie nicht nur auf dem einen oder anderen romantisch gemeinten Mixtape, sondern auch vermehrt auf Soundtracks. Phantom Limb, die erste Single aus dem Ende Januar erscheinenden Wincing The Night Away, klingt sehr nach.. 80er, oder irre ich mich da? Viel Hall, Keyboards, alles wirkt etwas weiter entfernt vom Hörer als auf Chutes Too Narrow wo man die Band immer direkt in seinem Zimmer glaubte.

[MP3] The Shins - Phantom Limb

Apropos Sub Pop, wer zum Aufstehen etwas Kräftiges braucht und immer noch nicht ihr bisher bestes Album The Body, The Blood, The Machine sein Eigen nennen sollte der findet auf der Seite des Labels nun auch das Eröffnungsstück vom neuen Album der Thermals:

[MP3] The Thermals - Here's Your Future



Und schließlich, via Pitchfork, gibt es auch Neues von den schottischen Postrockern Aereogramme. Bei Nightmares ist der Name nun wirklich mal Programm.

[MP3] Aereogramme - Nightmares

Mehr vom Anfang 2007 erscheinenden My Heart Has a Wish That You Would Not Go kann man sicher auch auf ihrer Tour hören:
19.02.2007 Backstage Werk, München
20.02.2007 Hirsch, Nürnberg
21.02.2007 Batschkapp, Frankfurt
22.02.2007 Zeche, Bochum
23.02.2007 Postbahnhof, Berlin
25.02.2007 Markthalle, Hamburg
26.02.2007 Bürgerhaus Stollwerck, Köln
27.02.2007 Garage, Saarbrücken
28.02.2007 Substage, Karlsruhe