Rbally macht zu

Rbally, eines der besten Musikblogs überhaupt, schließt leider seine Pforten. Fast ein Jahr lang gab es dort tolle Mitschnitte von Livekonzerten, und wer das Archiv dort noch nicht durchstöbert hat sollte das bis Ende November nachholen oder wird sonst fantastische Aufnahmen wie diese von Cat Power, ein nie veröffentlichtes Album von The Smiths oder diese beiden Auftritte von Pavement in Köln verpassen.

Konzert: The Lemonheads



Es gibt einen Moment, etwa 4 Songs in das Konzert der Lemonheads hinein, als mich plötzlich Sorgen überkommen.
Aber zunächst die Vorgeschichte: Es ist der letzte noch halbwegs angenehme Abend dieser Woche, es hat bereits etwas geregnet aber es ist immer noch so warm dass man nur in Tshirt und Sommerjacke durch die Straßen Kölns wandern kann. Das Stollwerck am Rheinufer gehört zu den wenigen größeren Veranstaltungsorten die ich noch nie von innen gesehen hatte, und meine Fresse, bei so vielen nicht besonders hoch hängenden heißen Scheinwerfern braucht es wirklich keine Heizung um den Konzertsaal zu erwärmen. Obwohl das Konzert restlos ausverkauft ist (vor dem Gebäude rennt mehr als eine arme Seele herum die noch verzweifelt nach Karten sucht) ist der Saal nicht überfüllt, vielleicht auch weil das Publikum nicht aus Wandschränken besteht sondern größtenteils aus allmählich Bauch ansetzenden Indiefans jenseits der 30. In der Umgebung fühl ich mich wie ein Teenie!

Dann betritt irgendwann der Mann die Bühne den vermutlich jeder außer mir bereits im letzten Jahrzehnt live bewundert hat, Evan Dando. Da er heute nicht alleine spielt hat er drei Tourbegleiter mit, die aber nicht die aktuelle 'offizielle' Besetzung der Lemonheads repräsentieren, Karl Alvarez und Bill Stevenson von All die das neue Album mitgeschrieben und -aufgenommen haben sind in den Staaten geblieben. Letztendlich sind diese Details aber egal, denn von der ersten bis zur letzten Sekunde hängen alle Blicke auf Dando. Wie zur Hölle sieht der Mann nach all den Jahren auf Tour, all den Parties, all den Drogengeschichten nur immer noch so verdammt gut aus? Bestimmt trinkt er einmal im Monat bei einem Voodooritual frisches Babyblut, ohne Hexerei kann das gar nicht gehen. Singen und spielen kann er natürlich auch noch, die Stimme nuschel-nölt herrlich wie eh und je und bis auf die etwas seltsamen Momente wo ihn z.B. bei Down About it statt Juliana Hatfields die etwas männlichere Stimme des Bassisten begleitet fällt kaum auf dass das hier etwas anderes ist als die Evan Dando Show.



Genau die will das Publikum auch sehen, man ist aus dem Häuschen, es wird gehüpft, getanzt und mitgesungen. Und dann kommt dieser Punkt als das nächste Stück nicht mehr ganz so Schlag auf Schlag kommt wie vorher, und ich merke: jetzt kommt der erste Song des neuen Albums. An so einem Punkt kann die Stimmung kippen, was ist wenn alle nur gekommen sind um die Klassiker zu hören und das neue Material gar nicht kennen oder gar nicht mögen? Aber die Sorgen sind umsonst gewesen, als die Drums zu Black Gown einsetzen geht ein kurzes Jubeln durch die Menge und es hagelt weiterhin begeistert aufgenommen Hit auf Hit.

Irgendwann verlässt dann seine Begleitband die Bühne, völlig unberührt und wie den Rest des Abends schon ohne viele Worte zu verlieren geht Evan Dando in ein paar Solosongs über. Nicht besser als mit Begleitung, aber auch nicht schlechter. Einfach Dando eben.