Neues von Oxford Collapse



Ein halbes Jahr ist es jetzt her seit ich Oxford Collapse entdeckt habe, und in dieser Zeit hat sich so einiges getan. Die Band hat jetzt ihr drittes Album Remember the Night Parties fertiggestellt und wird es am 10. Oktober beim Über-Indielabel Sub Pop veröffentlichen und bestimmt ganz doll bekannt werden. Nach den beiden Songs zu urteilen die ich davon schon hören könnte haben sie weder ihren ungestümen Charme noch ihren kantigen Popappeal verloren. Ein Musikvideo zur ersten Single (in dem Schafe eine prominente Rolle spielen sollen) ist derzeit in Arbeit, und zwar zu Please Visit Your National Parks das man sich dank Pitchfork auch schon anhören kann. Außerdem gibt es auf ihrer Myspace-Seite Packed Churches, die B-Seite ihrer kürzlich erschienenen Single Decking The Classics.

Hier mein erster Beitrag zu Oxford Collapse.

[MP3] Oxford Collapse - Please Visit Your National Parks

Oxford Collapse Myspace

Envy - Insomniac Doze



Der unbefangene Hörer wird sich beim ersten Hören von Envys Postrock vielleicht denken "was soll das sein? Mogwai + heiseres Geschrei?" Aber dieses Geschrei führt und begleitet die Musik der Japaner schon seit fast 15 Jahren, eine eher jüngere Entwicklung ist die Hinwendung zu ausgedehnten Gitarrenwänden. Envy sind als (Post-)Hardcoreband gestartet, und jetzt quasi über die Hintertür dort angekommen wo sich schon Explosions In The Sky oder ihre Landsmänner Mono eine Wohnung gemietet haben, beim US-Label Temporary Residence bzw. in Europa beim Mogwai-Label Rock Action Records. Das Resultat einer langen musikalischen Entwicklung.

Musikalische Spuren dieser Entwicklung findet man im Gegensatz zu den bisherigen Alben auf Insomniac Doze kaum noch vor, plötzlich attackierende rhythmisch schnelle Passagen wurden zugunsten eines noch weiter geöffneten, noch größeren, cineastischeren Sounds geopfert. Was bleibt ist aber die heisere Stimme von Sänger Tetsuya Fukagawa, der viele ruhige Teile mit gesprochenem Wort begleitet und jeder noch so schönen abgehobenen Instrumentalpassage mit einer kräftigen Dosis Wut oder Verzweiflung eine kontrastierende Note verpasst und sie erdet.

Dieser "Gesang" mag vielen die derartiges nicht gewöhnt sind auf die Nerven gehen oder die Stimmung zerstören, ich finde aber er ist ein wichtiger Bestandteil von Envys einzigartigem Klang. Besonders schön ist der Effekt bei Scene, wo eine Idee die man besonders in der populären härteren Rockmusik derzeit oft hört verdreht wird. Hier gibt es keinen klaren melodischen Gesang zu beißenden Rocksounds. Hier ist die menschliche Stimme das Dreckige, Hässliche, während die Musik den schönsten Sternentanz aufführt, und als die Stimme in der letzten Minute des Songs ganz verschwindet gehen selbst am dunkelsten Ort der Welt ein paar Lichter an.

Eine weitere Tücke an Envys Musik für den neuen Hörer ist, dass sie zunächst wie etwas zum nebenher hören erscheint. Aber wenn man sich erst mal an sie gewöhnt hat sollte man unbedingt genau hinhören (und den Geräuschpegel nach oben drehen), sonst verpasst man viele Feinheiten und den ganzen Zauber der von erfahrenen Händen erzeugten sphärischen Gitarrensounds. Und auch wenn man sich mittlerweile gut von ihr treiben lassen kann, spielt Envys Musik immer noch mit den Erwartungen des Hörers. Man kann nicht genau sagen wie lange zum Beispiel die entspannte Gitarrenmelodie auf The Unknown Glow andauert bis urplötzlich ein sonischer Orkan über ihr kollabiert, auf dem Fukagawas krächzende Stimme reitet. Insomniac Doze ist nicht Envys bestes Album (das wäre der Vorgänger, All The Footprints You've left Behind And The Fear Expecting Ahead), enthält aber genug denkwürdig schöne Momente und wütende Energie um sich als das beste Postrockalbum des Jahres zu etablieren. Und live dürften sie eh eine der besten Bands überhaupt sein (ja, besser als Mogwai).

[MP3] Envy - Further Ahead Of Warp
[Stream] Envy - Shield Of Selflessness
[Video] Envy - Scene (Youtube)