Mission Of Burma - The Obliterati

Was macht man, wenn man sein Gehör verliert? Rockstar werden wäre sicher nicht meine erste Wahl, aber genau dazu entschied sich Roger Miller als er Ende der 70er Mission Of Burma gründete. Berühmt für ihre Liveshows, die musikalisch bis auf ihre enorme Lautstärke unvorhersehbar waren, standen Mission Of Burma ganz klar in der Tradition des Post-Punk, Punk zu erweitern und zu ändern ohne dabei dessen ursprünglichen Geist zu verlieren. Richtig Bekanntheit erreichten sie aber erst mit und besonders nach ihrem Ende, als Millers Tinnitus zu schlimm wurde um die Existenz der Band fortzusetzen.
Zum Glück hat sich seine Kondition wieder gebessert, denn Mission Of Burma sind nach einem vor 2 Jahren verhalten rezipierten Comeback-Album jetzt mit ihrem neuen Werk endlich da wo sie schon immer hingehörten, an der Spitze aller Rockkritikcharts.

Obliterati klingt weder wie ein Rockalbum einer neuen Band, noch wie Retro-Rock, denn Mission Of Burma waren zwar ein Produkt ihrer Zeit , waren ihr aber gleichzeitig weit voraus. Und bis heute hat es auch keine andere Band geschafft, diese Art Songs zu schreiben die sowohl druckvoll als auch so ungewöhnlich sind dass man sie sowohl wiederholt hören kann um sie zu analysieren als um um gehörig zu ihnen abzurocken.

Besonders in letzterer Hinsicht steht das Album aus allen anderen Veröffentlichungen älterer Bands dieses Jahr klar heraus, Obliterati ist der Soundtrack zum Sachen kaputt machen 2006 geworden. Nicht erst bei den letzten beiden Songs Period und Nancy Reagan's Head, die die bissigsten, wütendsten des Albums sind, ist klar dass Mission of Burma nicht an Feuer verloren haben. In ruhigeren Stücken wie 13 (mit Geigenarrangement) kann man sich dann auch davon überzeugen dass die filigranen Rhythmen und Geräuschanordnungen nicht nur bei schnellen Krachern funktionieren. Überhaupt Geräusch. Ein Grund dafür warum Mission Of Burma so eine ungewöhnliche Band waren war ihr vierter Mann, damals Putney Swope, heute Bob Weston, der jenseits von der Bühne mit Hilfe eines Tapedecks verzerrende, loopende und andere Effekte erzeugte. Er mag wohl auch der Grund dafür sein, dass dieses Album wie kein anderes derzeitiges klingt. Eben typisch Mission Of Burma.

[MP3] Mission Of Burma - 2wice
[MP3] Mission Of Burma - Donna Sumeria

Mehr als das halbe Album gibt es auf www.obliterati.net im Stream.
Mission of Burma Myspace

Moderner Jukebox-Terrorismus: Wyatting

Eine klasse Erfindung: Moderne Jukeboxes (für die Jüngeren: das sind Musikautomaten von denen man sich wie bei Viva Musik wünschen kann, nur braucht man für Jukeboxes kein Handy) haben nicht mehr einen begrenzten Vorrat an Schallplatten oder CDs zur Auswahl, sondern können per Internet-Verbindung auf ein riesiges Archiv an Musik jeglicher Art zugreifen. In britischen und amerikanischen Kneipen scheinen sich nun ein paar Fieslinge einen Spaß daraus zu machen, das dortige szenige Publikum mit eher unangebrachten Musikwünschen zu irritieren. Bravo!
Zum Beispiel spielte jüngst eine Jukebox in New York Brian Enos Thursday Afternoon. Warum das lustig ist kann sich jeder denken der den Song kennt, wer ihn nicht kennt kann die Story dazu hier lesen.

In Simon Reynolds' Blog haben sich daraufhin noch mehr Individuen zu dieser mit "Wyatting" titulierten Aktivität bekannt. So irritiert eine Gruppe von Wyattern regelmäßig die flirtbemühten Besucher eines Establishments mit musikalischer Untermalung von Merzbow und Einstürzende Neubauten.

Video: The Pipettes - Pull Shapes



Besser könnte ich nicht in diesen Tag starten. Sonnenschein, doppelter Espresso und ein neues Video der Pipettes, meiner absoluten favourite new pop band. Und wie fantastisch ist dieser Song? Die durchgedrehten Geigen! Die satten, beatigen Drums! Händeklatschen! What Do You Do When The Music Stops? Für die lausige Qualität des Screenshots entschuldige ich mich, das Video ist nur so brandneu dass es noch keine vernünftigen Standbilder davon gab.

[Video] The Pipettes - Pull Shapes (Youtube)
[Video] The Pipettes - Pull Shapes (Quicktime)

Das Video ist übrigens eine Hommage an eine Szene aus Russ Meyers Blumen Ohne Duft, die Originalszene gibt es natürlich auch auf Youtube (allerdings nicht mit Originalmusik).

The Pipettes Myspace