Von Uli am 28. Februar 2006, 16:12

Jawoll,
Boysetsfire haben ihre Streichhölzer wiedergefunden. Nach dem enttäuschenden Major-Debüt vor 3 Jahren, das lediglich eine schwache Kopie des Über-Krachers
After The Eulogy war, sind sie jetzt wieder bei einem kleineren Label und können sich wohl auch wieder ganz auf ihre Stärken konzentrieren.
Sprich viel Pathos, mitreißender melodischer Hardcore und die wirklich einmalige Stimme von Sänger Nathan Gray, der mühelos zwischen klarem Gesang und wütendem Hardcore-Gebelle wechseln kann.
So durchgängig gut wie auf
After The Eulogy sind sie zwar immer noch nicht, dafür aber wartet das neue Album
The Misery Index: Notes from the Plague Years mit Vielfalt auf. Die BSF-typischen Hymnen
Requiem und
(10) And Counting gehören zum besten Material das sie je produziert haben, auf
So Long... And Thanks For The Crutches dringen ein Piano und ich glaube auch ein Blasinstrument in das Gitarrengewitter ein und
Deja Coup geht schon fast in Richtung Bosstones-mäßiger Skacore. Zwischen all den ganzen mittelmäßigen uninspirierten Metal-Hardcore-Emo-Mischmasch-Bands die sich die letzten Jahre breitgemacht haben ist mir die Lust am Hardcore eher vergangen, aber schön zu wissen dass es eine Band gibt die mich doch noch positiv überraschen kann.
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Boystsfire -
Requiem

Oder sogar zwei, denn
Good Clean Fun sind wieder da. Die wohl einzige Straight Edge Hardcore-Band der Welt die nicht nur sich selber nicht ernst nimmt, sondern auch den Rest der Szene in den Texten von Sänger Mr. Issa mit viel Humor betrachtet. Sogar die Karriere von Good Clean Fun wurde wie eine Parodie auf andere Bands geführt: nach 5 Jahren aufgelöst, ein Best Of-Album rausgebracht und sich 2 Jahre darauf (wie auf dem Best Of-Album angekündigt) wiedervereinigt.
Nun gibt's das neue Album
Between Christian Rock And A Hard Place und wie immer ist die Musik durchaus eingängiger, positiver Hardcore. Denn im Gegensatz zu Straight Edge-Bands die Macho-Attitüde oder Gewalt gegen Andersdenkende predigen sehen Good Clean Fun ihre Aufgabe darin, positives Denken zu verbreiten. Das kann auch jeder bezeugen der einmal auf einem ihrer großartigen Konzerte war. Aber das Beste sind weiterhin die Texte, voller Seitenhiebe auf christliche Hardcore-Bands, übereifrige Veganer oder Goths und amüsanter Betrachtungen wie die der Beziehung zwischen einem Emo-Weichei und einer Hardcore-Braut in
A Little Bit Emo, A Little Bit Hardcore:
She showed him times go by, he showed her to cry
They both thought Chris Carraba was the cutest guy
He sang her songs all day, she loved him anyway
they lived in different worlds, but hey that's OK
Wer sich in den letzten Jahren öfters in derartigen Clubs aufgehalten hat wird sicher mehrere dieser Pärchen gesehen haben. Eine ausgeglichenere Beziehung wird in
Punk Rock Love beschrieben, ein Duett mit Gitarristin Kelly. Ich muss jedes mal lachen wenn in dem Song beide wie aus heiterem Himmel "We have the same tattoo!" brüllen. Und so kriegt auf der Platte jeder sein Fett weg, mit leicht ironischer Distanz wird über alles unwichtige gelästert was Hardcore ausmacht und dabei an das wichtige erinnert, ohne wirklich etwas schlecht zu machen. Denn Good Clean Fun meinen es nicht böse, sie sind positively positive.
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Good Clean Fun -
Positive Hardcore
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Good Clean Fun -
The Myspace Song
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Good Clean Fun -
Who Shares Wins