Twigs - Ache

Was ist der Reiz der detailarmen Selbstpräsentation? Von Twigs selbst ist im Video zu Ache nichts zu sehen, selbst das eine oder andere stylische Foto ist nicht direkt auf ihrem Tumblr. So weit, so zahlreich die Video-Embeds, die von Adjektiven wie "geheimnisvoll" begleitet sind.

Aber würde es diesen Song weniger interessant machen, wenn man mit kurzem Googeln herausfände, wie die Sängerin dahinter aussieht? Dass sie in London residiert? Dass sich unter ihren bisherigen Aliasen Spuren einer Modelkarriere inklusive Alter etc. finden, dass sie in Videos u.a. für Jessie J zu sehen war und so "Teil" der "Musikindustrie" ist, sich eine Weile als Loungeclub-Sängerin betätigte und 2010 schon an einem Album arbeitete, von dem sich ältere Aufnahmen u.a. auf einem entsorgten Myspace-Profil finden, dass ihr auf ihrem mittlerweile zweiten Twitter-Account ein R&A eines Major Labels folgt, was auf eine Zusammenarbeit hindeuten könnte ...

Macht solch typisches biographisches Detail Ache auch nur ein Stück weniger mitreißend in seiner herrlichen Umhauchtheit und vokal erstreckten, gen Ende sanft eskalierenden Sehnsucht, wenn man weiß, dass es nun nicht aus dem Nirgendwo entstanden, sondern vielleicht das Ergebnis eines langen, bemühten Arbeitsprozesses ist? Ist es sinnvoll, dem Gehemnisvollen eine besondere Qualität zuzuschreiben, wenn es doch nur der eigenen Unkenntnis entwächst?

[Video] Twigs - Ache