Konzert: c/o pop Tag 5 - Kreidler, Von Spar
Von Uli am 17. August 2009, 15:36

Irgendwie hatte es diese c/o pop zeitorganisatorisch auf mich abgesehen: Immer wenn es mir egal wäre waren Anfang und Ende überpünktlich, wenn ich hingegen wie gestern weg musste um noch die letzte Bahn zu kriegen verzögerte sich schon der Einlass um eine Stunde. Dadurch entging mir leider die Gelegenheit mir am Ende auch noch was von Prins Thomas' Set zu geben, um die Nacht durchzumachen und den ersten Zug am nächsten Morgen zu nehmen fehlten mir nach 5 Tagen c/o pop dann doch die Energiereserven, aber das änderte nichts daran dass die sonntägliche 10jährige Italic-Jubiläumsparty den würdigen Abschluss eines sehr feinen Festivals bot.
Kreidler stellen bislang zugegeben eine meiner zahlreichen BIldungslücken dar, in der Zeit meiner musikalischen Geschmacksfindung war das auf Wah Wah die Art von "ernster" Musik bei der ich wegschaltete bis dann wieder Sonic Youth über die Parallelen ihrer Diskographie zur Star-Wars-Trilogie bullshitteten. Von daher weiß ich nicht wie viel des gestern gespielten Materials neu war, die Darbietung war aber hervorragend. Schön krautig groovten die Düsseldorfer (mit Alex Paulick von Coloma am Bass zum Quartett angewachsen) voran, spannten instrumentale Landschaften auf die mich vor allem an Trans Am ohne Vokoder-Albernheiten erinnerten, besonders in der Verstrickung elektronischer und handgeschlagener Beats tat sich da rhythmisch ein ganzer Nebenschauplatz auf. Sogar kleine Bongos kamen mal zum Einsatz, wenn der Fokus mehr auf die elektronischen Melodien gerichtet war entfachte sich dann gegen Ende ein zunehmend heftigeres Farbgewitter von den Leuchtsäulen an der Rückseite der Bühne.

Den besten (und ich glaube auch besser besuchten, wegen Heimvorteil vielleicht?) Auftritt gaben aber davor Von Spar. In Nebel getaucht war von der Bühne zunächst nicht viel erkennbar, die Aufmerksamkeit wurde so auf das Geschehen auf der Leinwand über ihr gelenkt. Dort wich das Tunnellogo des Quartetts einer langsam aufsteigenden, hoffnungserregend brennenden Sonne, die Musik machte in ihrer damit einhergehenden Wärme die goblineske Unholdigkeit, die besonders die zweite Hälfte ihres 2007er selbstbetitelten Albums zu einer etwas zähen Angelegenheit gemacht hatte, zunächst vergessen. Zugänglicher sind Von Spar nicht unbedingt geworden, aber bunter, variationsreicher mit tausend stilistischen Anknüpfungspunkten, bestens exempliert durch das heute erschienene HyBoLT das auch als Zweites gespielt wurde.
Die Gitarre wurde entweder für sonnige Mittelmeer-Melodieskelette oder als ratternde Textur genutzt, bestimmend für das größtenteils rein instrumentelle Klangbild waren vor allem analoge Synthesizer, digitale Sounds kamen von den mit analogen Drums in regem Wechsel stehenden elektronischen Beats. Anders als noch vor drei Jahren kam Gesang kaum ins Spiel, ein einziges Mal kam der auch an der Gitarre in der ersten Hälfte unterstützende Popnoname am Mikro zum Einsatz und erzeugte auch hier leise und sanft einen starken Kontrast zum sich überschlagenden Jauchzen Thomas Mahmouds der die Band vor der Entstehung ihres kommenden dritten Albums verließ.
In der zweiten Hälfte nahm der abenteuerliche, selten für applausgefüllte Pausen unterbrochene Klangtrip dann an Intensität zu, das Schlagzeug drängte die Beine mehr zur Bewegung und die Melodien wurden schizophrener. Dazu ging der Sichtfokus von der bildlosen Leinwand auf die mittlerweile beleuchtete Bühne vor der sich das Publikum in der ersten Reihe rührend um den stets an den Rand des Abgrunds (und einmal sogar unbeschadet darüber hinaus) wackelnden Laptop kümmerte. Insgesamt verging vielleicht eine Dreivertelstunde, das reichte aber schon um den Auftritt zu einem weiteren Highlight des bislang besten c/o-pop-Festivals zu machen das hoffentlich auch im nächsten Jahr die Priorität auf Qualität statt flüchtige Major-Hypes und solch vielfältige Veranstaltungen wie die der vergangenen Woche setzen wird.