66 aus 2006 Teil 4
Von Uli am 21. Dezember 2006, 20:06
(Teil 1) (Teil 2) (Teil 3) (Teil 4) (Teil 5) (Teil 6)
Platz 33
My Latest Novel - Wolves
Schüchtern klingt Wolves manchmal. Als würden sich diese Schotten schämen, als wäre ihre Musik nicht gut genug, oder ihre Gedanken nicht wichtig, vielleicht interessiert das ja niemanden... Bitte, My Latest Novel, macht bloß weiter. Wir haben gerade erst die Delgados verloren, wir brauchen melancholische Schotten, besonders welche die so bewegende Alben machen. Arcade Fire-Vergleiche nahmen dieses Jahr Überhand, aber was die Dramatik der Songs angeht ist der Vergleich hier qualitativ berechtigt. Wenn die Stimmen sich in The Reputation Of Ross Francis zaghaft, dann immer sicherer mit der Musik erheben, oder die Geigen die Regie von Pretty In A Panic übernehmen, dann gibt es nicht mehr dich in deinem Zimmer mit dieser Musik, dann ist da nur noch die Musik die für ein paar Herzschläge den gesamten Kosmos geschluckt hat.
Platz 32
Be Your Own Pet - Be Your Own Pet
Dies war für mich das Aktivitätsalbum 2006. Ob beim Kochen, Rasen mähen, Sport, Holz hacken, Be Your Own Pet rocken so konsequent nach vorne dass man kaum dazu stillstehen kann. Ich gebe zu ich habe mir nie Gedanken gemacht was der Titel des Eröffnungsstück Thrasher's Flail übersetzt bedeutet, aber es klingt nach Ungebundenheit, nach wildem Herumhüpfen in dreckigen Partykellern, und genau so stell ich mir auch die Liveshows der jüngsten Bewohner meines Mp3-Players vor.
Mit 14 Songs Dauerfeuer geben sie nie weniger als Vollgas, 1 2 3 4 Power Chords, und man kriegt Lust irgendwas kaputt zu machen. Klar dass das hier Teenager sind, sie sind, like, adventurous. Und so groß Bunk Skunk Trunks Slogan "I'm an independent motherfucker / And I'm here to take your money / I'm wicked, rad, and I'm here / To steal away your virginity..." auch ist, meine Lieblingsstelle ist eindeutig der nur einmalige Refrain am Ende von Stairway To Heaven, bei dem sich die gnadenlose Spannung die sich über die vorige Minute aufgebaut hat endgültig entlädt, Gitarre, Bass und Schlagzeug hindernislos nach vorne Preschen und die Sängerin mit ihrer hier mal unkoketten Stimme brüllt "BRAIN IS ON FIRE! MY BRAIN IS ON FIRE! SO PISS RIGHT IN MY EAR!" Mehr Rock 'n Roll hat dieses Jahr nicht gehört.
Platz 31
Xiu Xiu - The Air Force
Bei Xiu Xiu ist und bleibt für die meisten die Frage nicht "Ist das ein guter Song?" sondern "Will ich mir sowas wirklich anhören?" Bei solch einer Spaltung scheint es sinnlos zu erwähnen, aber The Air Force enthält mit das Schönste, Beste und auch Eingängigste was Jamie Stewart je gemacht hat, und wenn jemand sich erstmalig oder noch einmal an Xiu Xiu versuchen will: nur zu. [mehr]
Platz 30
The Hold Steady - Boys And Girls In America
Mist, über Hold Steady schreiben und nüchtern sein ist doch wie ein FDPler auf nem Slayerkonzert. Dabei sind The Hold Steady zwar Amerikas beste Kneipenband, sicher dem Alkohol selber nicht abgeneigt und feiern auch mehr feucht-fröhliche Konzerte als dass sie sie geben, aber Boys And Girls In America ist mehr denn je ein Album auf denen Craig Finn erzählt was nach der Party passiert, wenn das High nachlässt, wenn man in einem Bett aufwacht mit jemandem den man sich gestern ganz anders vorgestellt hatte. Wobei erzählen, auch wenn Finn wie immer vor allem nasalen Sprechgesang vorträgt kann man doch deutlicher als sonst verschiedene Töne und Melodien in seiner Stimme ausmachen. Dazu ist auch die Musiksektion, angeführt von Ausnahmegitarrist Ted Kubler, melodischer denn je und souverän rockend sowieso, und wenn in einer Band alle so in Hochform sind dann kann dabei ja nur ein ganz tolles Album herauskommen. Liebe The Hold Steady, die nächste Runde geht auf mich.
Platz 29
Mono & world's end girlfriend - Palmless Prayer / Mass Murder Refrain
Ja, ich hatte beim letzten Text nicht nur den Namen von Monos Kollaborateur auf dieser Platte fälschlicherweise groß geschrieben, sondern auch wohl völlig seine Rolle hier unterschlagen. Aber world's end girlfriend macht es einem nicht gerade leicht, er gibt sich gerne anonym, und auch im Booklet findet sich keinerlei Hinweis auf seine ungefähre Rolle hierbei. Aber ein Zufall wird es sicher nicht sein dass während seiner Mitarbeit Monos bisher kohärentestes, abwechslungsreichstes und stimmungsmäßig einzigartiges Album entstand. Vom direkt Düsterkeit aufbauenden Beginn, wo man sich fragt ob hier wirklich Mono zu Werke gehen, über den ersten Höhepunkt in der Mitte bis zum übergroßen Finale wurde hier ein einziges gewaltiges Stück Musik geschaffen das dieses Jahr seinesgleichen vergeblich sucht. [mehr]
Platz 28
The DFA - The Dfa Remixes Chapter 1&2
Auch wenn ich sie nie explizit aufgeschrieben habe,.ich hatte durchaus gewisse Kriterien für diese Liste. Eines davon war dass die Stücke eines Albums nicht schon vorher auf anderen des Künstlers veröffentlicht sein durften, und auch wenn ich mir nicht ganz sicher bin dass keiner der Remixe des dynamischen Duos Goldsworthy und Murphy einmal auf einem Album eines anderen Künstlers erschienen ist wäre ich auch dann noch bereit gewesen alle Regeln aus dem Fenster zu werfen, auch die dass eine Platzierung eigentlich nur für ein Album gilt. Denn bei dieser Zusammenstellung wäre eine Aufspaltung sinnlos, meine Lieblingsremixe sind fast gleichmäßig über beide verteilt, und ich bin eigentlich auch einfach nur glücklich dass hier endlich mal die (obwohl sie zu den besten der letzten Jahre gehören) teilweise irrsinnig schwer zu findenden Remixe kompiliert wurden. Wer auch nur einen gehört hat weiß wohl dass die DFA dabei meist das ursprüngliche Stück mindestens bis aufs Skelett zerfleddert, um es dann nach eigenem Bild zusammensetzt. Und natürlich ganz viel Disco reinpackt. Mit Kuhglocken!
Platz 27
Yo La Tengo - I Am Not Afraid Of You And I Will Beat Your Ass
Um's schon mal vorwegzunehmen: Albumtitel des Jahres! Vermutlich auch Comeback, nicht dass die Indierock-Veteranen je weg gewesen wären, aber eine Rückkehr zur Höchstform nach über 20 Jahren Bandbestehen und zuletzt zwei Compilations in Folge ist doch überaus selten. I Am Not Afraid Of You... bordert so über vor Ideen dass man zunächst einen Haufen aufstrebender Jungspunde dahinter vermuten würde, aber natürlich wäre es dann nie so gut geworden. Yo La Tengo haben all ihre Erfahrung nicht nur in neunminütige Dauerbrenner, sondern auch in kleine Popjuwele gesteckt. Hätte das Trio dieses Album vor etwa 10 Jahren veröffentlicht wäre es sicher heute ein Meilenstein, aber das wird Yo La Tengo garantiert nicht stören, in nochmal 10 Jahren werden sie sicher immer noch da sein und spätestens dann alle hiermit verdienten Lorbeeren ernten.
Platz 26
A Hawk And A Hacksaw - The Way The Wind Blows
Was lange währt wird endlich gut: auf The Way The Wind Blows haben Jeremy Barnes und Heather Trost ihre ganz eigene musikalische Vision endlich in eine Form gebracht die sich nicht mehr groß um Begriffe wie Song oder Refrain, Balkan oder Belarus, Pop oder Folk schert, und so kompromisslos eine erdige, aber nicht richtig am Boden festhaftende Platte gemacht. Die Emotionen die sie erweckt sind dabei so unstet wie die Musik selbst, immer auf der Wanderung, aber wenn es eins ist was man vor allem hiervon bekommt dann ist das Lust auf die Ferne, Lust auf Fremdes. Wo immer der Wind einen hin trägt.
Platz 25
Sonic Youth - Rather Ripped
Öhm ja puh, kann ich hier nicht einfach nochmal den Yo La Tengo-Text mit ein paar kleinen Änderungen reinschreiben? Nein, das passt nicht. Sonic Youth hatten zwar auch eine Phase in der es wenige Platten gab die dem Nicht-Hardcorefan als denkwürdig verblieben, aber das liegt eben daran dass Sonic Youth gerne experimentieren. Jazzen, noisen, atonalisieren, was auch immer. Aber über die letzten drei Alben gab es wieder mehr und mehr eine Rückkehr zu Musik die auch einer breiteren Hörerschaft zu gefallen wusste, dabei aber immer gerade die im Übermaß schnell abstoßend wirkenden avantgardistischen Elemente wohl mit in die Musikm einbeziehend, und Rather Ripped ist für mich die Krönung dieser Entwicklung. So, und ab hier kann man sich einfach den Yo La Tengo Text nach "hätte das Trio" vorstellen. [mehr]
Platz 24
Arctic Monkeys - Whatever People Say I Am, That's What I'm Not
Noch so ein Album das älter scheint als es ist. Gut, ich war auch einer von den oh so eingeweihten die schon letztes Jahr durch einzelne Mp3s auf die jungen Sheffielder aufmerksam wurden, aber als das Album mit dem langen Namen dann raus war hab ich's eigentlich nur ein paar Mal gehört bevor ich etwas genervt war. Vielleicht des Hypes wegen, vielleicht auch weil so schnell die ersten 30jährigen Trittbrettfahrer auftauchten und sich zum Affen machen wollten und damit dann auch problemlos Erfolg hatten. Aber guten Alben kann so was nicht schaden, und so freute ich mich vor ein paar Wochen als ich dieses hier wieder auflegte selbst zu hören dass Arctic Monkeys wirklich eine große Rockband sind mit einem exzellenten Debütalbum das genug Hits hat um einen Platz auf jeder Jahresbestenliste zu rechtfertigen. Wer's noch nicht gehört hat kann sich langsam mal drantrauen, am besten bevor sich die Hypewelle zu Album Nr.2 aufbaut..
Platz 23
Junior Boys - So This Is Goodbye
Zuerst hab ich's nicht gehört - nicht das Album, sondern was alle so toll, so emotional daran fanden. Klar, Anklänge an 80er Elektronik hatte es ohne bloße Pastiche zu sein, aber so richtig haben mich Junior Boys erst live gepackt. Da werden sie von einem Drummer unterstützt, und obwohl der gitarrespielende Sänger übel verschnupft, sein die Elektronik bedienender Kompagnon grenzautistisch und der Saal unverschämt leer war konnte ich ab da In The Morning, The Equalizer und den Titeltrack nicht mehr vergessen, und beim Anhören setzten sich dann nach und nach die anderen Songs im Kopf fest, immer ein bisschen von wann anders erklingend, das Gefühl erweckend irgendwo etwas vergessen oder verloren zu haben, ohne dabei kalt oder deprimierend zu sein. Soll mir ja keiner sagen elektronische Musik wäre gefühlsarm.
Platz 33
My Latest Novel - Wolves
Schüchtern klingt Wolves manchmal. Als würden sich diese Schotten schämen, als wäre ihre Musik nicht gut genug, oder ihre Gedanken nicht wichtig, vielleicht interessiert das ja niemanden... Bitte, My Latest Novel, macht bloß weiter. Wir haben gerade erst die Delgados verloren, wir brauchen melancholische Schotten, besonders welche die so bewegende Alben machen. Arcade Fire-Vergleiche nahmen dieses Jahr Überhand, aber was die Dramatik der Songs angeht ist der Vergleich hier qualitativ berechtigt. Wenn die Stimmen sich in The Reputation Of Ross Francis zaghaft, dann immer sicherer mit der Musik erheben, oder die Geigen die Regie von Pretty In A Panic übernehmen, dann gibt es nicht mehr dich in deinem Zimmer mit dieser Musik, dann ist da nur noch die Musik die für ein paar Herzschläge den gesamten Kosmos geschluckt hat.
Platz 32
Be Your Own Pet - Be Your Own Pet
Dies war für mich das Aktivitätsalbum 2006. Ob beim Kochen, Rasen mähen, Sport, Holz hacken, Be Your Own Pet rocken so konsequent nach vorne dass man kaum dazu stillstehen kann. Ich gebe zu ich habe mir nie Gedanken gemacht was der Titel des Eröffnungsstück Thrasher's Flail übersetzt bedeutet, aber es klingt nach Ungebundenheit, nach wildem Herumhüpfen in dreckigen Partykellern, und genau so stell ich mir auch die Liveshows der jüngsten Bewohner meines Mp3-Players vor.
Mit 14 Songs Dauerfeuer geben sie nie weniger als Vollgas, 1 2 3 4 Power Chords, und man kriegt Lust irgendwas kaputt zu machen. Klar dass das hier Teenager sind, sie sind, like, adventurous. Und so groß Bunk Skunk Trunks Slogan "I'm an independent motherfucker / And I'm here to take your money / I'm wicked, rad, and I'm here / To steal away your virginity..." auch ist, meine Lieblingsstelle ist eindeutig der nur einmalige Refrain am Ende von Stairway To Heaven, bei dem sich die gnadenlose Spannung die sich über die vorige Minute aufgebaut hat endgültig entlädt, Gitarre, Bass und Schlagzeug hindernislos nach vorne Preschen und die Sängerin mit ihrer hier mal unkoketten Stimme brüllt "BRAIN IS ON FIRE! MY BRAIN IS ON FIRE! SO PISS RIGHT IN MY EAR!" Mehr Rock 'n Roll hat dieses Jahr nicht gehört.
Platz 31
Xiu Xiu - The Air Force
Bei Xiu Xiu ist und bleibt für die meisten die Frage nicht "Ist das ein guter Song?" sondern "Will ich mir sowas wirklich anhören?" Bei solch einer Spaltung scheint es sinnlos zu erwähnen, aber The Air Force enthält mit das Schönste, Beste und auch Eingängigste was Jamie Stewart je gemacht hat, und wenn jemand sich erstmalig oder noch einmal an Xiu Xiu versuchen will: nur zu. [mehr]
Platz 30
The Hold Steady - Boys And Girls In America
Mist, über Hold Steady schreiben und nüchtern sein ist doch wie ein FDPler auf nem Slayerkonzert. Dabei sind The Hold Steady zwar Amerikas beste Kneipenband, sicher dem Alkohol selber nicht abgeneigt und feiern auch mehr feucht-fröhliche Konzerte als dass sie sie geben, aber Boys And Girls In America ist mehr denn je ein Album auf denen Craig Finn erzählt was nach der Party passiert, wenn das High nachlässt, wenn man in einem Bett aufwacht mit jemandem den man sich gestern ganz anders vorgestellt hatte. Wobei erzählen, auch wenn Finn wie immer vor allem nasalen Sprechgesang vorträgt kann man doch deutlicher als sonst verschiedene Töne und Melodien in seiner Stimme ausmachen. Dazu ist auch die Musiksektion, angeführt von Ausnahmegitarrist Ted Kubler, melodischer denn je und souverän rockend sowieso, und wenn in einer Band alle so in Hochform sind dann kann dabei ja nur ein ganz tolles Album herauskommen. Liebe The Hold Steady, die nächste Runde geht auf mich.
Platz 29
Mono & world's end girlfriend - Palmless Prayer / Mass Murder Refrain
Ja, ich hatte beim letzten Text nicht nur den Namen von Monos Kollaborateur auf dieser Platte fälschlicherweise groß geschrieben, sondern auch wohl völlig seine Rolle hier unterschlagen. Aber world's end girlfriend macht es einem nicht gerade leicht, er gibt sich gerne anonym, und auch im Booklet findet sich keinerlei Hinweis auf seine ungefähre Rolle hierbei. Aber ein Zufall wird es sicher nicht sein dass während seiner Mitarbeit Monos bisher kohärentestes, abwechslungsreichstes und stimmungsmäßig einzigartiges Album entstand. Vom direkt Düsterkeit aufbauenden Beginn, wo man sich fragt ob hier wirklich Mono zu Werke gehen, über den ersten Höhepunkt in der Mitte bis zum übergroßen Finale wurde hier ein einziges gewaltiges Stück Musik geschaffen das dieses Jahr seinesgleichen vergeblich sucht. [mehr]
Platz 28
The DFA - The Dfa Remixes Chapter 1&2
Auch wenn ich sie nie explizit aufgeschrieben habe,.ich hatte durchaus gewisse Kriterien für diese Liste. Eines davon war dass die Stücke eines Albums nicht schon vorher auf anderen des Künstlers veröffentlicht sein durften, und auch wenn ich mir nicht ganz sicher bin dass keiner der Remixe des dynamischen Duos Goldsworthy und Murphy einmal auf einem Album eines anderen Künstlers erschienen ist wäre ich auch dann noch bereit gewesen alle Regeln aus dem Fenster zu werfen, auch die dass eine Platzierung eigentlich nur für ein Album gilt. Denn bei dieser Zusammenstellung wäre eine Aufspaltung sinnlos, meine Lieblingsremixe sind fast gleichmäßig über beide verteilt, und ich bin eigentlich auch einfach nur glücklich dass hier endlich mal die (obwohl sie zu den besten der letzten Jahre gehören) teilweise irrsinnig schwer zu findenden Remixe kompiliert wurden. Wer auch nur einen gehört hat weiß wohl dass die DFA dabei meist das ursprüngliche Stück mindestens bis aufs Skelett zerfleddert, um es dann nach eigenem Bild zusammensetzt. Und natürlich ganz viel Disco reinpackt. Mit Kuhglocken!
Platz 27
Yo La Tengo - I Am Not Afraid Of You And I Will Beat Your Ass
Um's schon mal vorwegzunehmen: Albumtitel des Jahres! Vermutlich auch Comeback, nicht dass die Indierock-Veteranen je weg gewesen wären, aber eine Rückkehr zur Höchstform nach über 20 Jahren Bandbestehen und zuletzt zwei Compilations in Folge ist doch überaus selten. I Am Not Afraid Of You... bordert so über vor Ideen dass man zunächst einen Haufen aufstrebender Jungspunde dahinter vermuten würde, aber natürlich wäre es dann nie so gut geworden. Yo La Tengo haben all ihre Erfahrung nicht nur in neunminütige Dauerbrenner, sondern auch in kleine Popjuwele gesteckt. Hätte das Trio dieses Album vor etwa 10 Jahren veröffentlicht wäre es sicher heute ein Meilenstein, aber das wird Yo La Tengo garantiert nicht stören, in nochmal 10 Jahren werden sie sicher immer noch da sein und spätestens dann alle hiermit verdienten Lorbeeren ernten.
Platz 26
A Hawk And A Hacksaw - The Way The Wind Blows
Was lange währt wird endlich gut: auf The Way The Wind Blows haben Jeremy Barnes und Heather Trost ihre ganz eigene musikalische Vision endlich in eine Form gebracht die sich nicht mehr groß um Begriffe wie Song oder Refrain, Balkan oder Belarus, Pop oder Folk schert, und so kompromisslos eine erdige, aber nicht richtig am Boden festhaftende Platte gemacht. Die Emotionen die sie erweckt sind dabei so unstet wie die Musik selbst, immer auf der Wanderung, aber wenn es eins ist was man vor allem hiervon bekommt dann ist das Lust auf die Ferne, Lust auf Fremdes. Wo immer der Wind einen hin trägt.
Platz 25
Sonic Youth - Rather Ripped
Öhm ja puh, kann ich hier nicht einfach nochmal den Yo La Tengo-Text mit ein paar kleinen Änderungen reinschreiben? Nein, das passt nicht. Sonic Youth hatten zwar auch eine Phase in der es wenige Platten gab die dem Nicht-Hardcorefan als denkwürdig verblieben, aber das liegt eben daran dass Sonic Youth gerne experimentieren. Jazzen, noisen, atonalisieren, was auch immer. Aber über die letzten drei Alben gab es wieder mehr und mehr eine Rückkehr zu Musik die auch einer breiteren Hörerschaft zu gefallen wusste, dabei aber immer gerade die im Übermaß schnell abstoßend wirkenden avantgardistischen Elemente wohl mit in die Musikm einbeziehend, und Rather Ripped ist für mich die Krönung dieser Entwicklung. So, und ab hier kann man sich einfach den Yo La Tengo Text nach "hätte das Trio" vorstellen. [mehr]
Platz 24
Arctic Monkeys - Whatever People Say I Am, That's What I'm Not
Noch so ein Album das älter scheint als es ist. Gut, ich war auch einer von den oh so eingeweihten die schon letztes Jahr durch einzelne Mp3s auf die jungen Sheffielder aufmerksam wurden, aber als das Album mit dem langen Namen dann raus war hab ich's eigentlich nur ein paar Mal gehört bevor ich etwas genervt war. Vielleicht des Hypes wegen, vielleicht auch weil so schnell die ersten 30jährigen Trittbrettfahrer auftauchten und sich zum Affen machen wollten und damit dann auch problemlos Erfolg hatten. Aber guten Alben kann so was nicht schaden, und so freute ich mich vor ein paar Wochen als ich dieses hier wieder auflegte selbst zu hören dass Arctic Monkeys wirklich eine große Rockband sind mit einem exzellenten Debütalbum das genug Hits hat um einen Platz auf jeder Jahresbestenliste zu rechtfertigen. Wer's noch nicht gehört hat kann sich langsam mal drantrauen, am besten bevor sich die Hypewelle zu Album Nr.2 aufbaut..
Platz 23
Junior Boys - So This Is Goodbye
Zuerst hab ich's nicht gehört - nicht das Album, sondern was alle so toll, so emotional daran fanden. Klar, Anklänge an 80er Elektronik hatte es ohne bloße Pastiche zu sein, aber so richtig haben mich Junior Boys erst live gepackt. Da werden sie von einem Drummer unterstützt, und obwohl der gitarrespielende Sänger übel verschnupft, sein die Elektronik bedienender Kompagnon grenzautistisch und der Saal unverschämt leer war konnte ich ab da In The Morning, The Equalizer und den Titeltrack nicht mehr vergessen, und beim Anhören setzten sich dann nach und nach die anderen Songs im Kopf fest, immer ein bisschen von wann anders erklingend, das Gefühl erweckend irgendwo etwas vergessen oder verloren zu haben, ohne dabei kalt oder deprimierend zu sein. Soll mir ja keiner sagen elektronische Musik wäre gefühlsarm.