Cassie / Le1f / Ian Isiah / Kelela / Om'mas Keith

Ich scheue mich bis heute davor, Musik lediglich in Form von Downloads (oder gar nur) Streams rezipieren zu können. Bei Mixen und Mixtapes ist das fast immer die einzige Möglichkeit, trotzdem scheint es mir, als würden besonders diese schnell wieder aus meinem Bewusstsein entschwinden. Dass Cassie dieses Jahr eines rausgebracht hatte, war mir z.B. komplett entfallen bis zum Streifzug durch den MP3-Ordner - ausgerechnet, wartete die Welt doch über ein halbes Jahrzehnt auf mehr als Fitzelchen und Demo-Leaks von ihr. Gern gehört hab ich's nach all den Monaten trotzdem wieder, ihre (für Cassie-Verhältnisse allerdings stark wie nie) Nuschelpräsenz funktioniert besonders gut im Kontrast zu den fast durchweg hochmotivierten Gästen.

[Stream/Download] Cassie - Rockabye

Vielleicht wirkte es aber auch im Jahre 2013 schon etwas gewöhnlich, in dem ein Le1f auf zwei prallen Mixtapes über Blubberblasen und Cyber-Beats von Spa-Besuchen und Massageöl rappt. War das letztjährige Debüt schon auf derart modernem Kurs, aber Le1f selbst darauf zu präsenzlos abgemischt, irritierte Fly Zone anfangs mit schwankender Lautstärke der Stücke. Nicht nur in der Hinsicht war Tree House noch gelungener, finf heftiger an und wurde zur Mitte um Hibiscus und Blood Oranges völlig schwerelos.

[Stream/Download] Le1f - Fly Zone
[Stream/Download] Le1f - Tree House

Im Letzteren wirkte auch Ian Isiah mit, dessen eigenes Debüt mir anfangs (der Titel trägt sicher Mitschuld) wie The-Dream mit weitaus weniger Machismo, aber auch etwas weniger Ambition erschien. Interessant wurde es zwischen den beiden vor allem in Fragen der Sexualität, hängt in jedem Artikel über Le1f ein "Queer"- oder "Gay"-Präfix vor der Genrefizierung seines Rap, obwohl es mir scheint, als würde er auf seinem zweiten Mixtape keine genderspezifischen Pronomen benutzen (auch nicht, wenn Sex voll und ganz im Zentrum steht). Andersherum hatte ich Isiah von seinen Texten her als 08/15-Hetero aufgefasst, bis sich die beiden Mixtapes beim Aneinanderreihen vermischten und auffällig wurde, wie viel davon gar nicht mal so eindeutig war. In der Tat scheint auch Isiah mit Mehrdeutigkeiten Spaß am Rollensubvertieren zu haben, das Tragen von Heels ist schließlich noch lange kein klares Indiz für Gender oder Sexualität.

[Stream/Download] Ian Isiah - The Love Champion

Auf textlicher Ebene eher egal blieb mir Kelelas Mixtape, vielleicht wirkte es deswegen auch mehr so als wie ein Album, als dass es Ende des Jahres doch recht groß von der Kritik gefeiert wurde. Für mich war's vielleicht ein kleiner Abschlag, dass ich nach diversen Mixen und Singles an Vocal-Kollaborationen mit Produktionen von Fade To Mind und Night Slugs ein wenig zu hohe Erwartungen hatte - dennoch war's zumindest mal ein Mixtape, für das ich in CD-Audioqualität auch gerne mal was springen ließ, der Download von Boomkat klingt schon an all den futuristischen Ecken und Kanten der Beats merklich ausgeprägter als der (oder waren's 160?) 192er-MP3-Download.

[Stream] Kelela - CUT 4 ME
[Download] Kelela - CUT 4 ME

Eigentlich kein Mixtape, sondern ein mit Vocal- und Instrumentalversionen doppelt und dreifach satt ausgestattetes Album servierte Om'mas Keith - trotzdem umsonst. Und so wie ich es immer mit Downloads befürchte, lag dieser auch wochenlang von mir unbeachtet rum, bis ich gegen Herbstanfang mal ein wenig Aufräumlust bekam. Höre da, das Album stellte sich als fantastisch heraus, eine Art von "Future"-R&B-Sound, der anders als Kelelas auf Fülle und Schichtungen setzt, vor allem aber voller Vorstellungskraft im Zeichnen seiner Neon-Großstadtträume steckt.

[Stream/Download] Om'mas Keith - City Pulse