75 aus 2012 (Teil 6)
Von Uli am 30. Dezember 2012, 20:12
(Teil 1) (Teil 2) (Teil 3) (Teil 4) (Teil 5) (Teil 7)
Platz 20
Converge - All We Love We Leave Behind
Es mag wie ein gewohnheitsmäßiger Freifahrtschein für sentimentale Favoriten aussehen, wenn eine Hardcore-Band im 25. Bestehungsjahr in vielen Albumlisten als einzige ihrer Art dasteht - doch wir haben es hier nun mal nicht mit U2 oder whatever zu tun, die sich als Superstars mit Routinealben auf ihrem Ruhm ausruhen können. Converge bleiben eine Ausnahmeband, weil sie hungrig bleiben, weil sie nicht bloß offen für Änderungen bleiben, sondern sich ihnen verpflichtet sehen um die Vitalität ihrer Vision zu bewahren. So ist auch dieses, dem Alter nur thematisch (und vielleicht Heiserkeits-stimmlich) zugewandte Album unverkennbar anders als jedes vorherige, noch beeindruckender aber, weil es immer noch diese viszeralen Momente bereithält, die einen beim Hören zum Prusten bringen.
[Spotify] Converge - All We Love We Leave Behind
Platz 19
Carly Rae Jepsen - Kiss (Deluxe Edition)
Es schien dieses Jahr schon fast die Norm, dass Major-Popalben einige ihrer besten Songs in Bonus-Tracks versteckten, so dass diverse Deluxe-Editionen ein gutes Stück besser dastanden und nicht bloß reine Fanausbeutung waren. So auch bei Carly Rae Jepsen, deren Album sich in jeder Fassung immens verbesserte, indem man die beiden Duette mit Bieber und Owl City aus der Abspielliste eliminierte. Denn auch wenn selbst die weniger refraingelungenen Songs immer durch irgendeine Bridge, eine Variation oder sonstwas hörenswert bleiben, was dieses Album macht ist das von anderen unbehelligte Vokalcharisma Jepsens mit einem ungeheuren Talent für Intonation dessen, was bei anderen längst nicht so denkwürdig aufiele.
[Spotify] Carly Rae Jepsen - Kiss (Deluxe Edition)
Platz 18
Royal Headache - Royal Headache
Der goldene Dreier für eine gute Rockplatte: Performance, Hooks und Produktion. So banal sich das sagt, umso mehr laufe ich mit zunehmendem Höralter auf diese drei bestimmenden qualitativen Unterschiede hinaus zwischen dem, was mich mitreißt und dem, was es nicht vermag. Das mag für keine debattierbaren Argumente herhalten, aber ist nunmal das, was Royal Headache offenkundig macht: Wenn der Sänger einen souligen Anklang im Kehlgesang hat und seine Mitspieler mit Feuer im Hintern auf den Punkt spielen und das Ganze angemessen aufgeraut (thanks, Mikey Young) aus der Anlage erklingt, dann legt sich im Hirn der Schalter um, der von der Schädeldecke bis zum Steißbein ein begeistertes Nervenzucken entfacht.
[Stream] Royal Headache - Royal Headache
Platz 17
Mount Eerie - Clear Moon / Ocean Roar
Schon seltsam: Bisher fand ich kein Album Elverums als Mount Eerie so ganz gelungen, entweder nicht konsistent songstark oder an schlüssiger Gesamtdramatik mangelnd. Und nun dies, ein Doppelalbum, zwar in zwei Teilen veröffentlicht doch unverkennbar zueinander gehörend und am besten an einem Stück gehört - und alles andere als prädominant songstark und gesamtdramatisch. Es ist nichtmal so sehr Musik im Folksong-Gewand oder im Black-Metal-Gewand oder Ambientgewand, als es Phil Elverum im Musikgewand ist: Man hört Phil Elverum dabei zu, wie er sich in einem neuen Aufnahmeort mit neuer Klangfreiheit vortastet, von bisherigen Alben bekannte Sounds eint und weiter dehnt, anfangs zögerlich, bald tollkühner mit Texturen und Dynamiken spielend und dabei ein ums andere Mal bezaubernd.
[Stream] Mount Eerie - Clear Moon / Ocean Roar
Platz 16
Petar Dundov - Ideas From The Pond
Synthgenudel von Schulze-Kaliber und Techno sind eine heikle Kombination: Leichter passen ins rigide Gerüst klar ausgeformter Beats simple, ebenso klar ausgeformte Tonmuster oder verwaschene, ambientig texturierte Flächen, die sich entweder gut ins Gerüst einfügen können oder aufgrund ihrer Gestalt keinerlei Rücksicht darauf zu nehmen brauchen. Dundov schafft das Kunststück, scharf konturierte Melodieläufe über zweistellige Minutenzeiten hinzubiegen, die selbst dann geduldig durchgeplant wirken, wenn sie mir bei genauem Hinhören stellenweise wie brillant getarntes Freistil-Geplinker vorkommen.
[Stream] Petar Dundov - Ideas From The Pond
Platz 15
Chairlift - Something
Chairlift machen vielleicht das beste Argument gegen reaktionären 80er-Revival-Hass. Was wurde nicht alles zusammen mit jener Dekade vorzeitig begraben, das dem Pop so gut steht: Songs, zu denen man mit einem dieser Tänze auf der Stelle tanzt, als würde man sich eigentlich fortbewegen; ein Spoken-Word-Teil in monotoner Stimme; dieser klare Gated-Drums-Klang, dieser Synth-Sound, immakulat als eines von vielen nicht nur ästhetisch, sondern funktional bereichernden Details in ein modernes Popalbum assimiliert, dessen Klasse ohne Kopfhörer gerade mal halb zutage tritt.
[Stream] Chairlift - Something
Platz 14
John Talabot - ƒIN
So gern ich für Elektronisches meine intern-affektionalen Etikette wie "Feld-Wald-Wiesentechno" oder "Emo-Dance" mag, an John Talabot versagt eine eindeutige Bindung an Gemütszustände, Zeiten oder Orte. Mal ist ƒIN zu weird und düster um nur sonnig zu sein, mal zu explosiv festiv, um introspektiv zu wirken, über alle Jahreszeiten erhaben ist es allemal - Frühling, Sommer, Herbst, Winter ... und Frühling, jede Saison fühlt sich wie die genau richtige hierfür an. Mit treffsicherer Unpräzision ist es zwischen Lo-Fi-House, Balearic Disco und Psychedelic Techno vielleicht die ultimative Permanent-Vacation-Platte - und das will was heißen.
[Stream] John Talabot - ƒIN
Platz 13
Guillemots - Hello Land!
Bei einigen meiner Lieblingsplatten 2012 war ein einladender, sanft ausgeprägter Klang mindestens genauso wichtig wie ihr Songwriting - in der Hinsicht wohl keine Überraschung, dass Guillemots mit der neuen Freiheit ihrer selbstveröffentlichten Albumreihe in diesen Reigen einfielen. Auch wenn mir Red mit der Zeit besser gefiel wurde ich von da an nie das Gefühl los, dass das einst so wohlklingende Quartett sich in einer Mischung aus Labelerwartungen und zu viel Studiogefummel atmosphärisch sabotierte, womit hier gewiss Schluss ist: Ein Gefühl von lustvoller Spontanität prägt Hello Land!, das Durchziehen einer, zweier statt eines halben Dutzends Ideen, was neben dem Simon/Garfunkeligen von Southern Winds und der Feenfolk-Göttlichkeit Byebyelands gelegentlich über die Stränge zu schlagen drohte, wäre diese Musik nicht so ungemein gut klingend, dass der aurale Genuss über formale Snobismen siegt.
[Stream] Guillemots - Hello Land!
Platz 12
Shoppers - Silver Year
Noise-Ambient, Avant-Hiphop, Synth-Experimente, koreanischer Pop - alles leichter tagesaktuell zu verfolgen, als man denken würde. Wo ich wirklich dauerhaft hinterherhänge, ist gute deftige Gitarrenmusik. In der Regel muss man erst einmal auf eine Beschreibung davon stoßen, der noch nicht mal ein Soundcloud-Embed beigefügt ist. Es kann Wochen dauern, bis man in eine Platte online hereinhören kann, die zu dem Zeitpunkt schon beim Label ausverkauft ist, dann muss man eine Distro finden, bestellen, eventuell nochmal Wochen auf die Liefeung warten - kurz, nichts für Ungeduldige.
Wer bessere Empfehlungsfilter hat als ich, konnte schon im letzten Quartal 2011 von diesem Album wissen, mir fiel es erst zu Jahresanfang in den Briefkasten und wurde so halt zu einer meiner meistgehörten 2012er-Platten, obwohl sich die Band dahinter leider bald wieder auflöste. Sie hinterlässt ein infernalisches Noise-Punk-Meisterwerk, mit einer shoutigen Sängerin, markigen Riffs und subkutan schneidenden Texten, angetrieben von Schmerz und Verzweiflung, resultierend in Katharsis: "You can not defeat the darkness / you can only be the light".
[Stream] Shoppers - Silver Year
Platz 11
Cooly G - Playin' Me
Nicht so oft wie bei Voigt, aber auch mehr als einmal ist mir hier ein Vinyl-Malheur passiert: Nach einer der LPs dachte ich, das Album wäre schon zu Ende, bis mir irgendwann beim Einführen in den Pappschuber die zweite auffiel. Vielleicht ein Beweis dafür, wie Cooly G hier vor allem meisterlich eine stimmungsintensive Klangwelt schafft, deren unüberhörbarer Sinnlichkeitsaspekt in merkwürdig vielen Rezis komplett ausgeblendet wurde, als wäre dies ein Album frei von Lustbekundungen wie "sex me, undress me" in Sunshine und als würde man mit dem Hinweisen darauf ein Nina-Kraviz-Albumcover-Besabbler. Ob mit oder ohne Bassfokus, mit stereo-aufgetürmten Synth-Architekturen oder im verschlafenen Texturenspiel, Playin' Me macht Songs oder Tracks lässig vereinnahmend, die isoliert davon weniger Faszination ausüben könnten - der Unterschied vom Album zur Single eben.
[Stream] Cooly G - Playin' Me

Converge - All We Love We Leave Behind
Es mag wie ein gewohnheitsmäßiger Freifahrtschein für sentimentale Favoriten aussehen, wenn eine Hardcore-Band im 25. Bestehungsjahr in vielen Albumlisten als einzige ihrer Art dasteht - doch wir haben es hier nun mal nicht mit U2 oder whatever zu tun, die sich als Superstars mit Routinealben auf ihrem Ruhm ausruhen können. Converge bleiben eine Ausnahmeband, weil sie hungrig bleiben, weil sie nicht bloß offen für Änderungen bleiben, sondern sich ihnen verpflichtet sehen um die Vitalität ihrer Vision zu bewahren. So ist auch dieses, dem Alter nur thematisch (und vielleicht Heiserkeits-stimmlich) zugewandte Album unverkennbar anders als jedes vorherige, noch beeindruckender aber, weil es immer noch diese viszeralen Momente bereithält, die einen beim Hören zum Prusten bringen.
[Spotify] Converge - All We Love We Leave Behind

Carly Rae Jepsen - Kiss (Deluxe Edition)
Es schien dieses Jahr schon fast die Norm, dass Major-Popalben einige ihrer besten Songs in Bonus-Tracks versteckten, so dass diverse Deluxe-Editionen ein gutes Stück besser dastanden und nicht bloß reine Fanausbeutung waren. So auch bei Carly Rae Jepsen, deren Album sich in jeder Fassung immens verbesserte, indem man die beiden Duette mit Bieber und Owl City aus der Abspielliste eliminierte. Denn auch wenn selbst die weniger refraingelungenen Songs immer durch irgendeine Bridge, eine Variation oder sonstwas hörenswert bleiben, was dieses Album macht ist das von anderen unbehelligte Vokalcharisma Jepsens mit einem ungeheuren Talent für Intonation dessen, was bei anderen längst nicht so denkwürdig aufiele.
[Spotify] Carly Rae Jepsen - Kiss (Deluxe Edition)

Royal Headache - Royal Headache
Der goldene Dreier für eine gute Rockplatte: Performance, Hooks und Produktion. So banal sich das sagt, umso mehr laufe ich mit zunehmendem Höralter auf diese drei bestimmenden qualitativen Unterschiede hinaus zwischen dem, was mich mitreißt und dem, was es nicht vermag. Das mag für keine debattierbaren Argumente herhalten, aber ist nunmal das, was Royal Headache offenkundig macht: Wenn der Sänger einen souligen Anklang im Kehlgesang hat und seine Mitspieler mit Feuer im Hintern auf den Punkt spielen und das Ganze angemessen aufgeraut (thanks, Mikey Young) aus der Anlage erklingt, dann legt sich im Hirn der Schalter um, der von der Schädeldecke bis zum Steißbein ein begeistertes Nervenzucken entfacht.
[Stream] Royal Headache - Royal Headache

Mount Eerie - Clear Moon / Ocean Roar
Schon seltsam: Bisher fand ich kein Album Elverums als Mount Eerie so ganz gelungen, entweder nicht konsistent songstark oder an schlüssiger Gesamtdramatik mangelnd. Und nun dies, ein Doppelalbum, zwar in zwei Teilen veröffentlicht doch unverkennbar zueinander gehörend und am besten an einem Stück gehört - und alles andere als prädominant songstark und gesamtdramatisch. Es ist nichtmal so sehr Musik im Folksong-Gewand oder im Black-Metal-Gewand oder Ambientgewand, als es Phil Elverum im Musikgewand ist: Man hört Phil Elverum dabei zu, wie er sich in einem neuen Aufnahmeort mit neuer Klangfreiheit vortastet, von bisherigen Alben bekannte Sounds eint und weiter dehnt, anfangs zögerlich, bald tollkühner mit Texturen und Dynamiken spielend und dabei ein ums andere Mal bezaubernd.
[Stream] Mount Eerie - Clear Moon / Ocean Roar

Petar Dundov - Ideas From The Pond
Synthgenudel von Schulze-Kaliber und Techno sind eine heikle Kombination: Leichter passen ins rigide Gerüst klar ausgeformter Beats simple, ebenso klar ausgeformte Tonmuster oder verwaschene, ambientig texturierte Flächen, die sich entweder gut ins Gerüst einfügen können oder aufgrund ihrer Gestalt keinerlei Rücksicht darauf zu nehmen brauchen. Dundov schafft das Kunststück, scharf konturierte Melodieläufe über zweistellige Minutenzeiten hinzubiegen, die selbst dann geduldig durchgeplant wirken, wenn sie mir bei genauem Hinhören stellenweise wie brillant getarntes Freistil-Geplinker vorkommen.
[Stream] Petar Dundov - Ideas From The Pond

Chairlift - Something
Chairlift machen vielleicht das beste Argument gegen reaktionären 80er-Revival-Hass. Was wurde nicht alles zusammen mit jener Dekade vorzeitig begraben, das dem Pop so gut steht: Songs, zu denen man mit einem dieser Tänze auf der Stelle tanzt, als würde man sich eigentlich fortbewegen; ein Spoken-Word-Teil in monotoner Stimme; dieser klare Gated-Drums-Klang, dieser Synth-Sound, immakulat als eines von vielen nicht nur ästhetisch, sondern funktional bereichernden Details in ein modernes Popalbum assimiliert, dessen Klasse ohne Kopfhörer gerade mal halb zutage tritt.
[Stream] Chairlift - Something

John Talabot - ƒIN
So gern ich für Elektronisches meine intern-affektionalen Etikette wie "Feld-Wald-Wiesentechno" oder "Emo-Dance" mag, an John Talabot versagt eine eindeutige Bindung an Gemütszustände, Zeiten oder Orte. Mal ist ƒIN zu weird und düster um nur sonnig zu sein, mal zu explosiv festiv, um introspektiv zu wirken, über alle Jahreszeiten erhaben ist es allemal - Frühling, Sommer, Herbst, Winter ... und Frühling, jede Saison fühlt sich wie die genau richtige hierfür an. Mit treffsicherer Unpräzision ist es zwischen Lo-Fi-House, Balearic Disco und Psychedelic Techno vielleicht die ultimative Permanent-Vacation-Platte - und das will was heißen.
[Stream] John Talabot - ƒIN

Guillemots - Hello Land!
Bei einigen meiner Lieblingsplatten 2012 war ein einladender, sanft ausgeprägter Klang mindestens genauso wichtig wie ihr Songwriting - in der Hinsicht wohl keine Überraschung, dass Guillemots mit der neuen Freiheit ihrer selbstveröffentlichten Albumreihe in diesen Reigen einfielen. Auch wenn mir Red mit der Zeit besser gefiel wurde ich von da an nie das Gefühl los, dass das einst so wohlklingende Quartett sich in einer Mischung aus Labelerwartungen und zu viel Studiogefummel atmosphärisch sabotierte, womit hier gewiss Schluss ist: Ein Gefühl von lustvoller Spontanität prägt Hello Land!, das Durchziehen einer, zweier statt eines halben Dutzends Ideen, was neben dem Simon/Garfunkeligen von Southern Winds und der Feenfolk-Göttlichkeit Byebyelands gelegentlich über die Stränge zu schlagen drohte, wäre diese Musik nicht so ungemein gut klingend, dass der aurale Genuss über formale Snobismen siegt.
[Stream] Guillemots - Hello Land!

Shoppers - Silver Year
Noise-Ambient, Avant-Hiphop, Synth-Experimente, koreanischer Pop - alles leichter tagesaktuell zu verfolgen, als man denken würde. Wo ich wirklich dauerhaft hinterherhänge, ist gute deftige Gitarrenmusik. In der Regel muss man erst einmal auf eine Beschreibung davon stoßen, der noch nicht mal ein Soundcloud-Embed beigefügt ist. Es kann Wochen dauern, bis man in eine Platte online hereinhören kann, die zu dem Zeitpunkt schon beim Label ausverkauft ist, dann muss man eine Distro finden, bestellen, eventuell nochmal Wochen auf die Liefeung warten - kurz, nichts für Ungeduldige.
Wer bessere Empfehlungsfilter hat als ich, konnte schon im letzten Quartal 2011 von diesem Album wissen, mir fiel es erst zu Jahresanfang in den Briefkasten und wurde so halt zu einer meiner meistgehörten 2012er-Platten, obwohl sich die Band dahinter leider bald wieder auflöste. Sie hinterlässt ein infernalisches Noise-Punk-Meisterwerk, mit einer shoutigen Sängerin, markigen Riffs und subkutan schneidenden Texten, angetrieben von Schmerz und Verzweiflung, resultierend in Katharsis: "You can not defeat the darkness / you can only be the light".
[Stream] Shoppers - Silver Year

Cooly G - Playin' Me
Nicht so oft wie bei Voigt, aber auch mehr als einmal ist mir hier ein Vinyl-Malheur passiert: Nach einer der LPs dachte ich, das Album wäre schon zu Ende, bis mir irgendwann beim Einführen in den Pappschuber die zweite auffiel. Vielleicht ein Beweis dafür, wie Cooly G hier vor allem meisterlich eine stimmungsintensive Klangwelt schafft, deren unüberhörbarer Sinnlichkeitsaspekt in merkwürdig vielen Rezis komplett ausgeblendet wurde, als wäre dies ein Album frei von Lustbekundungen wie "sex me, undress me" in Sunshine und als würde man mit dem Hinweisen darauf ein Nina-Kraviz-Albumcover-Besabbler. Ob mit oder ohne Bassfokus, mit stereo-aufgetürmten Synth-Architekturen oder im verschlafenen Texturenspiel, Playin' Me macht Songs oder Tracks lässig vereinnahmend, die isoliert davon weniger Faszination ausüben könnten - der Unterschied vom Album zur Single eben.
[Stream] Cooly G - Playin' Me